Umwelt, Klima und Ressourcen

Ob durch ihre Anlagen, Fahrzeuge oder Gebäude – die Stadtreinigung Hamburg verbraucht Ressourcen und stößt Emissionen aus. Für den Schutz von Umwelt und Klima arbeiten wir daran, unsere Auswirkungen bestmöglich zu reduzieren: mit durchdachten Konzepten zum Klima- und Ressourcenschutz und innovativen Lösungen der Kreislaufwirtschaft.

Die Stadtreinigung Hamburg (SRH) übernimmt umfangreiche Aufgaben der Daseinsvorsorge für die Hamburger:innen. Damit gewährleisten wir die Entsorgungssicherheit, halten die Stadt sauber und gestalten sie zugleich aktiv mit. Bei vielen unserer Tätigkeiten verbrauchen wir Ressourcen und verursachen Luftschadstoffe. Dessen sind wir uns bewusst und arbeiten konsequent daran, die Auswirkungen zu reduzieren. Dafür treiben wir die energetische Sanierung unserer Gebäude voran, optimieren unsere Prozesse und testen neue Lösungen, etwa im Bereich alternativer Antriebe. Seit 2021 arbeiten wir an der Erstellung unseres Klimaschutzkonzeptes. Dieses gibt uns eine Basis, um unsere klimabezogenen Auswirkungen zu erfassen und langfristig im Rahmen einer Klimastrategie zu reduzieren. Aber auch unser Kerngeschäft steht ganz im Zeichen des Klima- und Ressourcenschutzes. Denn die SRH entwickelt sich immer mehr zur zentralen Erzeugerin von Energie, Sekundärrohstoffen und synthetischen Kraftstoffen und schafft somit die Voraussetzungen einer Kreislaufwirtschaft. Vor diesem Hintergrund treiben wir neue Geschäftsschwerpunkte voran und entwickeln Leistungsangebote und Technologien weiter.

Klimaschutz

Unser Engagement für das Klima ist ganzheitlich. Zum einen wollen wir die eigenen Auswirkungen reduzieren, zum anderen mit unserem Kerngeschäft bei der Entwicklung neuer Lösungen und Geschäftsfelder an der Gestaltung der Energiewende mitwirken – in enger Zusammenarbeit mit unseren Tochterunternehmen wie etwa dem Zentrum für Ressourcen und Energie (ZRE).

Das SRH-Klimaschutzkonzept

Laut Hamburger Koalitionsvertrag sollen alle öffentlichen Unternehmen bis spätestens 2040 bilanziell klimaneutral wirtschaften. Die SRH hat sich diesem Ziel nicht nur verpflichtet, sondern will es bereits 2035 erreichen. Dafür entwickeln wir derzeit ein Klimaschutzkonzept. Verantwortlich für diesen Prozess ist die neu gegründete Stabsstelle Umwelt- und Klimaschutz.

Der erste Schritt des Klimaschutzkonzeptes ist eine umfassende, konzernweite Klimabilanz, die 2021 unter wissenschaftlicher Begleitung vom Hamburg Institute for Innovation, Climate Protection and Circular Economy (HiiCCE) sowie dem Wuppertal Institut erstmalig erstellt wurde. Sie zeigt die Entwicklung der ausgestoßenen Treibhausgase der SRH von 2012 bis 2020 auf1.  Die Bilanzierung erfolgte nach dem international anerkannten Standard des Greenhouse Gas Protocol (GHG Protocol). Entsprechend wurden die direkten und indirekten Emissionen des SRH-Konzerns aus Scope 1 und Scope 2 und die als wesentlich eingestuften Emissionen aus Scope 3 berücksichtigt. Die Klimabilanz wird ab sofort jährlich fortgeschrieben.

Auf der Grundlage der Klimabilanz verschaffen wir uns ein klares Bild über die Entwicklung unseres Treibhausgasausstoßes und über Reduzierungspotenziale. In einem nächsten Schritt werden wir konkrete Maßnahmen planen. Ab 2023 ist die Umsetzung und kontinuierliche Weiterentwicklung des Klimaschutzkonzeptes geplant – begleitet durch ein kontinuierliches Monitoring und die Kommunikation unserer Fortschritte.

Wir bauen in Sachen Klimaschutz bereits auf langjährigen Erfolgen auf. So zeigte die Analyse beispielsweise, dass wir unsere Treibhausgasemissionen zwischen 2012 und 2020 trotz des Unternehmenswachstums deutlich reduzieren konnten. Gründe dafür waren unter anderem Effizienzmaßnahmen an unseren Anlagen, der Umbau von Gebäuden und der Ausbau unseres Elektrofuhrparks.

Darüber hinaus verringern wir nicht nur unsere Auswirkungen, sondern beteiligen uns durch unsere Aktivitäten aktiv an der Energiewende. Durch die Erzeugung von Energie in Form von Wärme, Strom und Biomethan leistet die SRH nachweislich einen Beitrag zur Senkung der gesamtgesellschaftlichen Emissionen. Um die Wirkung transparent darzustellen, haben wir die sogenannten vermiedenen CO₂-Emissionen erfasst und berichten darüber nachrichtlich. Dabei handelt es sich um jene Emissionen, die durch die Bereitstellung von Energie und Sekundärmaterialien an anderer Stelle eingespart werden.

Unsere Rolle als Versorgerin mit klimafreundlichen Energien wollen wir in den kommenden Jahren ausbauen. Im Mittelpunkt stehen die geplanten Maßnahmen bei der Müllverwertung Borsigstraße (MVB) und der Müllverwertung Rugenberger Damm (MVR), die zweite Kompostierungshalle im BKW Bützberg und der Neubau des ZRE. Nach Abschluss dieser Maßnahmen wird die SRH zukünftig rund 50 Prozent der für Hamburg benötigten Fernwärme produzieren.

1) Als Referenzjahr für die Klimabilanz wurde das Jahr 2019 gewählt, da das Jahr 2020 aufgrund der Corona-Pandemie nur eingeschränkt mit den Vorjahren vergleichbar ist. Die zeitliche Entwicklung der Treibhausgasemissionen wurde inklusive des Jahres 2020 beschrieben.

Energieverbrauch und Emissionen

Die Behandlung von Abfällen sowie der Betrieb unserer Fahrzeuge, Gebäude und Anlagen verbrauchen Energie und verursachen dadurch Treibhausgasemissionen. Daher arbeiten wir daran, unseren Energieverbrauch weiter zu reduzieren und auf diese Weise die negativen Auswirkungen unserer Geschäftstätigkeit so gering wie möglich zu halten.

Der Verbrauch zugekaufter Energie in Form von Strom, Wärme und Dampf betrug im Berichtsjahr insgesamt rund 26.800 Megawattstunden.

Beim Strombezug setzt die SRH AöR bereits seit 2009 auf Strom aus erneuerbaren Energiequellen. Mit Windkraft-, Solarthermie-, Photovoltaikanlagen und Wärmepumpen auf unseren Liegenschaften sowie durch die Gasnutzung der stillgelegten Deponien und die Verwertung von Altholz und Bioabfall erzeugt die SRH auch selbst erneuerbare Energie. Darüber hinaus kann etwa die Hälfte der in den Müllverwertungsanlagen erzeugten Energie auf biogenen Abfall zurückgeführt werden, da Siedlungsabfälle einen Anteil biogenen Ursprungs von ca. 50 Prozent enthalten (Nationaler Inventarbericht des UBA).

Nicht erneuerbare Energie wurde insbesondere für die Hilfsdampferzeuger in unseren Verwertungsanlagen in Form von Öl und Gas verbraucht, in der SRH AöR ist der Verbrauch vor allem auf den Einsatz von Diesel im Fuhrpark zurückzuführen.

Im Jahr 2021 hat die SRH insgesamt 361.000 Tonnen CO2e ausgestoßen. Davon entfallen rund 80 Prozent auf die Scope-1-Emissionen – vor allem resultierend aus den thermischen Behandlungsprozessen von Abfällen. Scope-2-Emissionen durch den externen Bezug von Energie machen hingegen nur einen sehr geringen Anteil aus. Gründe hierfür sind die Nutzung selbst erzeugter Energie und der Bezug von Strom aus erneuerbaren Energien.

SRH Konzern

2019

2020

2021

Gesamtemissionen Scope 1 (in t CO₂e)

368.164

360.844

359.874

Gesamtemissionen Scope 2 (in t CO₂e)

2.042

1.740

1.149

Infobox

Energie-Scouts: im Einsatz gegen Kilowatt

Drei Personen bei Preisverleihung
Drei Personen bei Preisverleihung

Die SRH arbeitet mit der Handelskammer Hamburg zusammen, um Auszubildende zu Energie-Scouts weiterzubilden. Im Zentrum der Ausbildung steht es, Potenziale zu identifizieren, um den Energieverbrauch im laufenden Betrieb zu reduzieren. 2021 fanden zwei der neu ausgebildeten Energie-Scouts bei der SRH heraus, dass sich durch die Nutzung sogenannter Master-Slave-Steckdosenleisten pro Jahr etwa 58.000 Kilowattstunden Strom einsparen lassen. Diese Steckdosen schalten sich mit dem angeschlossenen Mastergerät automatisch ab, wodurch kein Strom durch den Standby-Modus verbraucht wird. Bei der SRH kommen immer mehr dieser stromsparenden Steckdosenleisten zum Einsatz.

Optimierung unserer Anlagen

Die Prozesse unserer Anlagen optimieren wir kontinuierlich, um effizienter zu werden und Umweltauswirkungen zu reduzieren. Beispielsweise verarbeiten wir seit 2019 am Biogas- und Kompostwerk (BKW) Bützberg alle Gärreste, die bei der Biogaserzeugung anfallen, selbst. Dabei handelt es sich jährlich um bis zu 10.000 Tonnen. Durch die Umstellung vermeiden wir weite Transportwege in andere Anlagen.

Bei unseren Müllverwertungsanlagen führen wir Maßnahmen zur Instandhaltung und Modernisierung durch, um höchste Standards hinsichtlich Energieeffizienz und Schadstoffemissionen sicherzustellen. Allein durch das nun gestartete und bundesweit einzigartige Projekt „Erweiterte Wärmenutzung“ in der Müllverwertungsanlage Borsigstraße (MVB) sollen künftig große Mengen CO2 vermieden werden (siehe auch Kasten Mehr Wärme für Hamburg). Weitere Maßnahmen finden sich in den jeweiligen Umwelterklärungen der MVR und der MVB .

Die Hilfsdampferzeuger der MVR und seit 2021 das Biomasseheizkraftwerk der MVB sind verpflichtet, am Treibhausgasemissionshandel nach dem Treibhausgas-Emissionshandelsgesetz (TEHG) teilzunehmen. Weil die bei der MVB freigesetzten CO₂-Emissionen durch Art und Menge des nicht biogenen Anteils der verbrannten Altholzabfälle und des eingesetzten Heizöls bestimmt werden, kann dies nicht beeinflusst werden. Die Abgaswerte unserer Müllverwertungsanlagen überwachen wir kontinuierlich, ergänzt durch gezielte Einzelmessungen eines Messinstituts. Die Messwerte liegen zum Teil unter der jeweiligen Nachweisgrenze. Auch 2021 lagen die emittierten Frachten ebenso wie die spezifischen (auf das Volumen bezogenen) Werte teils deutlich unter den genehmigten Werten.

Modernisierung und energetisches Bauen

Auch bei den Liegenschaften der SRH haben wir den Anspruch, unseren Ressourcenverbrauch möglichst gering zu halten. Deshalb wenden wir bei Modernisierungs-, Sanierungs- und Umbaumaßnahmen Niedrigenergiestandards an – sowohl im Elektro- und Bau- als auch im Heizung-Klima-Lüftung-Sanitär-Bereich. So verringern wir Energiebedarf und Wasserverbrauch.

Um den Energieverbrauch weiter zu reduzieren, ließ die SRH AöR bereits 2017 im Rahmen der Erarbeitung des Klimaschutzteilkonzepts „Klimaschutz in eigenen Liegenschaften“ die Einsparpotenziale bei ihren Gebäuden analysieren. Dabei zeigte sich, dass mithilfe von Modernisierungsmaßnahmen jährlich rund 1.800 Megawattstunden Energie und somit über 600 Tonnen CO₂ eingespart werden können. Angesichts dessen verfolgen wir das Ziel, ausgewählte Gebäude hinsichtlich ihrer Energieeffizienz auf den KfW-Effizienzhaus-Standard 70 beziehungsweise 55 oder besser zu modernisieren. Für die Identifizierung und Umsetzung dieser Maßnahmen ist bei der SRH AöR eine Klimaschutzmanagerin zuständig. Ihre Stelle wird im Rahmen der nationalen Klimaschutzinitiative im Erst- und Anschlussvorhaben über einen Zeitraum von insgesamt 36 Monaten gefördert. Die Förderung wurde im Berichtsjahr nochmals um zwölf Monate bis Ende 2022 verlängert.

Als erstes Gebäude unterziehen wir derzeit unsere Kfz-Werkstatt am Bullerdeich einer umfangreichen energetischen Modernisierung. Dies betrifft neben dem Umbau der Gebäudehülle einschließlich Fassade, Dach, Verglasung und Toren auch die Umrüstung auf eine Strahlungsheizung und LED-Beleuchtung. Außerdem planen wir, die bestehende Photovoltaikanlage zu erweitern. Die Modernisierung begann im Frühjahr 2021 und soll 2023 fertiggestellt werden. Parallel dazu bauen wir unser Energiemonitoring aus, um Einsparergebnisse genauer beziffern und die Wirksamkeit unserer Maßnahmen beurteilen zu können. Dafür statten wir unsere Bestandsgebäude sukzessive mit Messgeräten aus und ermöglichen so einen Vorher-nachher-Vergleich.

Bei Neubauprojekten berücksichtigen wir von Beginn an höchste energetische Standards und setzen auf Nachhaltigkeit. Seit 2020 plant die SRH gemäß den Vorgaben des Hamburgischen Klimaschutzgesetzes bei Neubauten nach dem KfW-Effizienzhaus-Standard 40 oder besser. Unser unternehmensinterner Leitfaden „Nachhaltiges Bauen“ beinhaltet für diesen Zweck konkrete Vorgaben und wird fortlaufend aktualisiert und erweitert. Im Berichtsjahr wurde er beispielsweise um Auszüge aus dem Bewertungssystem Nachhaltiges Bauen (BNB) ergänzt – ein Instrument zur Planung und Bewertung nachhaltiger Bauvorhaben.

Alle Neubauten werden grundsätzlich mit Gründächern versehen. Diese sorgen für ein besseres Raumklima und dienen dem Regenwasserrückhalt, der CO2-Bindung und der Feinstaubfilterung. Gleichzeitig bietet ein Gründach einen Lebensraum für Insekten. Mittlerweile sind insgesamt 34 Dächer von Gebäuden der SRH auf einer Gesamtfläche von ca. 22.800 Quadratmetern begrünt. Weitere Gründächer sollen bei unseren Neubaumaßnahmen entstehen.

Die SRH achtet darüber hinaus auf die Verwendung nachwachsender Rohstoffe – insbesondere Holz – in der tragenden Gebäudekonstruktion und Fassade. So erhielt das Bürogebäude am Rotenbrückenweg eine Fassade aus Holz. Auch zukünftige Projekte wie beispielsweise der geplante Büroneubau am Bullerdeich werden mit dem nachwachsenden Rohstoff Holz geplant.

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22.800m²
begrünte Dächer

das entspricht

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1,2x
der Fläche des Hamburger Fischmarkts

Fahrzeuge und Fuhrpark

Der Betrieb unserer Fahrzeuge ist mit dem Ausstoß von Schadstoff- und CO2-Emissionen verbunden. Um die unerwünschten Auswirkungen auf die Luftqualität in Hamburg minimal zu halten, entsprechen mittlerweile fast alle unsere Sammel- und Reinigungsfahrzeuge den Abgasnormen Euro V und Euro VI. Damit halten sie die strengen EU-Grenzwerte für den Ausstoß von Stickoxiden, Rußpartikeln und anderen Luftschadstoffen ein. Davon ausgeschlossen sind unsere Winterdienstfahrzeuge. Diese nutzen wir so lange, bis eine Neuanschaffung aus ökologischer und wirtschaftlicher Sicht sinnvoll ist. Neue Dieselfahrzeuge und Dienstwagen beschaffen wir ausschließlich mit der Abgasnorm Euro VI bzw. als elektrifizierte Fahrzeuge.

Um den Kraftstoffverbrauch trotz zusätzlicher Leistungen und Wege konstant zu halten oder sogar zu reduzieren, setzen wir moderne Fahrzeuge und Arbeitsmaschinen ein. Durch die Umstellung auf alternative Antriebe reduzieren wir den Verbrauch fossiler Brennstoffe, da wir die Fahrzeuge überwiegend mit Ökostrom betreiben.

Neben unseren Fahrzeugen beeinflussen auch Tourenplanung und Fahrweise den Kraftstoffverbrauch. Aus diesem Grund optimiert die SRH ihre Sammelrouten und die Auslastung der Fahrzeuge ständig. Nach internen Berechnungen können unsere Beschäftigten den Spritverbrauch durch vorausschauendes und niedertouriges Fahren im Vergleich zu ungeschulten Personen um bis zu 8 Prozent reduzieren. Daher behandeln wir das energiesparende Fahren in zwei der fünf Trainingsmodule, die alle unsere Berufskraftfahrer:innen absolvieren.

Um der Neu- oder Umstellung der Abfallbehälter, dem erweiterten Leistungsspektrum und dem Wachstum der Stadt Rechnung zu tragen, haben wir 2020 mit der Entwicklung des neuen Tourenplanungsprogramms PLASA begonnen. Es soll mit optimierten Prozessen zu einer besseren Fahrzeugauslastung führen. Dafür setzen wir unter anderem auch auf künstliche Intelligenz. So testen und entwickeln wir in Zusammenarbeit mit einem KI-Start-up eine Softwarelösung für die Tourenplanung der Depotcontainer- und Unterflursysteme. Der Fokus liegt dabei neben einer verbesserten Kapazitätsauslastung insbesondere auf kurzen Fahrtwegen und somit auf einer Reduzierung von CO2-Emissionen. Im Jahr 2023 soll PLASA das bestehende System ablösen.

Fokussierung auf Elektromobilität

Unsere dieselbetriebenen Abfallentsorgungsfahrzeuge stoßen jeweils rund 31 Tonnen CO₂ pro Jahr aus. Um sowohl diese Emissionen als auch die Lärmbelastung zu verringern, sehen wir großes Potenzial in der Elektro- und Hybridmobilität. Deshalb stellen wir unseren Fuhrpark nach und nach konsequent auf alternative Antriebe um und unterstützen damit den Luftreinhalteplan der Freien und Hansestadt Hamburg. Im Zuge der Beschaffung alternativer Antriebe werden derzeit die Kfz-Werkstätten an die neuen Technologien angepasst und deren Beschäftigte in Bezug auf die entsprechenden Herausforderungen geschult.

Bislang gibt es jedoch kaum serienreife Modelle, die ohne fossile Brennstoffe betrieben werden und den betrieblichen Anforderungen in der Abfallsammlung genügen. Daher setzen wir schon in der Entwicklungsphase neuer Fahrzeuge auf eine enge Zusammenarbeit mit den Herstellern und führen Praxistests mit Prototypen durch. So testen wir seit Februar 2020 das erste dreiachsige vollelektrische Müllsammelfahrzeug. Nach ersten technischen Schwierigkeiten war das Fahrzeug ab April 2021 kontinuierlich für Erprobungszwecke im Einsatz und hat sich hierbei bewährt.

Darüber hinaus kommen bei unseren Aufgaben weitere elektrisch betriebene Fahrzeuge zum Einsatz. Dazu gehören drei Hybrid-Großkehrmaschinen mit elektrisch betriebenem Aufbau und konventionellem Antriebsmotor in der Straßenreinigung, ein Fahrzeug mit elektrisch betriebenem Pressaufbau in der Sperrmüllsammlung sowie ausschließlich elektrisch betriebene Gabelstapler bzw. Hubarbeitsbühnen. Auf unseren Recyclinghöfen arbeiten außerdem zwei vollelektrische Mobilbagger, mit denen wir jährlich jeweils über 16 Tonnen CO₂ einsparen. Weiterhin wurden im Jahr 2021 Fördermittel für je zwei wasserstoffbetriebene Müllfahrzeuge und Großkehrmaschinen beantragt und bewilligt. Die Fahrzeuge sollen im Laufe des Jahres 2022 in Betrieb genommen werden.

Auch bei unseren kleineren Fahrzeugen setzen wir auf alternative Antriebe: Inzwischen fahren 67 Prozent der Pkw-Flotte der SRH AöR, bestehend aus Dienstwagen und Kleintransportern, mit Strom aus regenerativen Quellen. Auch einige Dienstautos der Tochterunternehmen sind mit E-Mobilität unterwegs. Die SRH AöR hat dafür im Berichtsjahr die Anzahl der konventionell angetriebenen Pkw und Kleintransporter um 32 Fahrzeuge reduziert. 18 davon wurden durch Fahrzeuge mit alternativen Antrieben ersetzt. Zum Jahresende 2021 waren bei der SRH AöR insgesamt rund 138 Elektrofahrzeuge im Einsatz.

Um unsere Auswirkungen auf die Luftqualität Hamburgs weiter zu reduzieren, haben wir das Projekt „Klimaneutrales Reinigungsteam“ gestartet. 2021 gestalteten wir in diesem Zuge die gesamte Straßen- und Flächenreinigung eines definierten Gebiets nach klimaneutralen Aspekten. Dafür kommen ausschließlich Kehrmaschinen und weitere Fahrzeuge mit alternativen Antrieben zum Einsatz. Schon länger testen wir dort außerdem eine vollelektrische Großkehrmaschine, die nicht nur emissionsfrei unterwegs ist, sondern auch deutlich leiser als konventionelle Fahrzeuge. Das Reinigungsteam nutzt außerdem E-Lastenräder und elektrisch betriebene Laubblasgeräte. Nach einer Evaluation und Prüfung der Möglichkeiten ist eine Ausweitung auf weitere Gebiete denkbar.

Geschäftsreisen und Mitarbeitermobilität

Indem unsere Beschäftigten Dienstreisen unternehmen, tragen wir auch indirekt zum Ausstoß von Treibhausgasen bei. Diesen wollen wir so gering wie möglich halten. Nach dem Grundsatz „Vermeiden, verringern, kompensieren“ nutzen unsere Beschäftigten bevorzugt die Bahn, sofern sich eine Dienstreise nicht vermeiden lässt. CO₂-Emissionen, die bei der SRH durch Dienstflüge ausgestoßen werden, kompensieren wir. Darüber hinaus können die Beschäftigten – wenn der Radius es zulässt – ein Elektrofahrzeug nutzen. Hierfür gibt es auf unseren Betriebsplätzen im Stadtgebiet über 100 Elektroladesäulen für Dienstfahrten. Bei der MVB stehen den Beschäftigten außerdem Ladesäulen für E-Autos und E-Fahrräder zur Verfügung.

Des Weiteren fördern wir die Nutzung von Fahrrädern und der öffentlichen Verkehrsmittel. So beteiligt sich die SRH AöR an einer Leihfahrradstation und an der Aktion „Fit in den Tag“. Die MVB stellt den Beschäftigten einen geschlossenen, abschließbaren Container für ihre Fahrräder in unmittelbarer Nähe des Hauptgebäudes zur Verfügung. Ergänzend bezuschusst die SRH ihren Beschäftigten ein Ticket für den öffentlichen Nahverkehr – rund 24 Prozent der Beschäftigten nehmen das Angebot in Anspruch.

Als Mitglied der Partnerschaft für Luftgüte und schadstoffarme Mobilität der Stadt Hamburg bekennen sich neben der SRH AöR auch die MVR und die MVB zur Reduzierung der verkehrsbedingten Luftschadstoffe und erstellen dafür ein jährliches Mobilitätskonzept. Dieses enthält Maßnahmen zur Verbesserung der Luftqualität mit Blick auf den Fuhrpark, die Mitarbeitermobilität und Geschäftsreisen.

Recycling für den Klimaschutz

Indem wir Wertstoffe dem Recycling zuführen und Abfälle verwerten, tragen wir zum Klimaschutz bei. Das Recycling und die energetische Verwertung ersetzen fossile Brennstoffe und reduzieren den Verbrauch von Primärrohstoffen. Dabei arbeiten wir wo immer möglich daran, die Rohstoffe zu erhalten und die energetische Verwertung von Abfällen zu reduzieren.

Technisch gesehen sind thermische Abfallbehandlungsanlagen alternativlos. Sie sind systemrelevant und zählen zur kritischen Infrastruktur. Sie sind daher als Eckpfeiler unserer Entsorgungssicherheit zu betrachten. In Sachen Schadstoffsenke, Volumenreduktion und Hygienisierung konnten sich andere thermische Behandlungsverfahren praktisch nicht durchsetzen. Technisch, wirtschaftlich und hinsichtlich der Entsorgungssicherheit erbringen sie nicht die gleichen guten Ergebnisse.

Aus der Schlacke, die bei der Verbrennung zurückbleibt, gewinnen wir Recyclingrohstoffe wie Eisenschrott und Nicht-Eisen-Metalle. Das spart CO₂-Emissionen, da diese Stoffe ansonsten unter hohem Energieaufwand aus Primärressourcen gewonnen werden müssten. Anschließend kommt die verbleibende Schlacke im Straßen- und Wegebau zum Einsatz.

Auf das Recycling haben auch die Bürger:innen direkten Einfluss. So erhöht der zunehmende Online-Handel den Anteil von Kartonagen in der Altpapiersammlung, was wiederum die Qualität verändert und die Herstellung hochwertigen Recyclingpapiers erschwert. Im Bioabfall können Störstoffe den entstehenden Kompost verunreinigen, was zu einem erhöhten Aufwand und Mehrkosten führt (siehe auch Kapitel Gemeinwohl). Das künftige ZRE kann mit der geplanten Anlage zur Sortierung und stofflichen Verwertung von Hausmüll Defizite bei der Mülltrennung künftig teilweise ausgleichen. Dennoch ersetzt diese technische Lösung weder die Verantwortung der Bürger:innen für eine korrekte Mülltrennung noch die Trennqualität durch den Menschen.

Entwicklung zum zentralen Energieerzeuger

Mit ihren Anlagen produziert die SRH aus Abfall und Biomasse klimafreundliche Energie wie Biogas, Strom und Wärme sowie perspektivisch auch synthetische Kraftstoffe. Gleichzeitig stellen wir aus den bei uns anfallenden Stoffen Recyclingrohstoffe her und reduzieren damit den Bedarf an Primärressourcen. Aus Bioabfällen machen wir beispielsweise nährstoffreichen Kompost. Diese enge Verbindung unseres Kerngeschäfts mit dem Schutz von Ressourcen prägt unsere zukünftige Ausrichtung: So entwickeln wir uns immer mehr von einer reinen Entsorgerin zu einer zentralen Erzeugerin von Energie, Roh- und Kraftstoffen.

Kompost und Energie aus Bioabfall

Das Biogas- und Kompostwerk (BKW) Bützberg konnte im Jahr 2021 über 48.000 Tonnen Bio- und Grünabfall zu hochwertigem Kompost verarbeiten und dabei klimaneutrales Biogas erzeugen, das zu Methan in Erdgasqualität aufbereitet wird. Der gewonnene Kompost dient als natürliche Nährstoffquelle für die Böden. Aufgrund unserer guten Vorsortierung ist er für den Ökolandbau zertifiziert. Um den Kompostabsatz in der ökologischen Landwirtschaft weiter zu steigern, wollen wir 2022 Informationsveranstaltungen für die landwirtschaftlichen Betriebe durchführen. Im Berichtsjahr konnten diese aufgrund der Corona-Pandemie nicht stattfinden. Eine weitere Maßnahme ist der Bau einer zweiten Rottehalle am Standort Bützberg. Dort findet der eigentliche Kompostierungsprozess des aus der Vergärung stammenden Bioabfalls statt. Derzeit befinden wir uns in der Planungsphase. Bis 2025 soll der Bau abgeschlossen sein.

Neben Kompost erzeugt das BKW Bützberg auch Biomethan, das wir aufbereitet in das öffentliche Erdgasnetz leiten. Es steht im Gegensatz zur Erzeugung aus Energiepflanzen nicht in Konkurrenz zu Nahrungs- oder Futtermitteln. 2021 speisten wir rund 9.000 Megawattstunden Biomethan in das städtische Gasnetz ein.

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9.000 MWh
Biomethan in das städtische Gasnetz eingespeist

Energiedienstleistungen der SRH

Vom Entsorgungsunternehmen zur Versorgerin: Die SRH entwickelt sich zu einer bedeutenden Erzeugerin klimafreundlich produzierter Energie in der Hansestadt. Durch die thermische Verwertung in unseren eigenen Anlagen versorgen wir einen großen Teil der Hamburger Haushalte mit klimafreundlicher Wärme und Strom. Damit zählen wir mittlerweile zu den größten Energieerzeugern Hamburgs.

Im Vergleich zur Energieerzeugung aus fossilen Brennstoffen entstehen durch die energetische Nutzung von Abfall weniger zusätzliche CO₂-Emissionen. So gelten nahezu 100 Prozent der durch die Verbrennung von Altholz entstandenen Emissionen als klimaneutral. Bei Siedlungsabfall gilt dies für etwa 50 Prozent der Emissionen, da er zur Hälfte aus organischen Stoffen besteht. Basis der Berechnung sind die jeweils aktuellen Emissionsfaktoren nach dem Nationalen Inventarbericht zum Deutschen Treibhausgasinventar des Umweltbundesamtes. Nicht berücksichtigt werden die Verarbeitung und der Transport.

Zentrum für Ressourcen und Energie

Abfälle sortieren und recyceln oder thermisch verwerten in einem Schritt: Zu diesem Zweck errichten wir bis Ende 2025 das Zentrum für Ressourcen und Energie (ZRE), eine wegweisende Kombination unterschiedlicher Anlagen. Die Sortieranlage wird jährlich bis zu 145.000 Tonnen Hausmüll behandeln: Recyclingfähige Materialien werden aussortiert und in den Kreislauf zurückgeführt.

Außerdem wird das ZRE in einem thermischen Verwertungsprozess aus den Abfällen bis zu 75 Megawatt klimafreundliche Wärme und bis zu 28 Megawatt klimafreundlichen Strom für die Netze der Stadt Hamburg erzeugen. Im Berichtsjahr haben wir das Konzept verfeinert und den Genehmigungsantrag eingereicht. Die Beteiligung der Öffentlichkeit begann im Januar 2022.

Energieerzeugung aus Hamburger Abfällen

Mit den Müllverwertungsanlagen Borsigstraße (MVB) und Rugenberger Damm (MVR) liegen die thermische Verwertung des Hamburger Abfalls und ein Großteil der Entsorgungssicherheit vollständig in den Händen der SRH. So können wir die Entsorgung auch künftig wirtschaftlich, flexibel und unabhängig gestalten sowie Synergieeffekte nutzen.

MVB wie auch MVR verfügen über je zwei Müllverbrennungslinien. Die MVB betreibt darüber hinaus ein Biomasseheizkraftwerk. Aus der Verwertung von rund 338.000 Tonnen Siedlungsabfall und knapp 143.000 Tonnen Altholz erzeugte die MVB 2021 über 784.000 Megawattstunden Fernwärme und rund 112.000 Megawattstunden Strom für die Hamburger Bevölkerung. Bezogen auf die gesamte Wärmeeinspeisung ins Hamburger Netz werden allein durch die MVB derzeit rund 18 Prozent abgedeckt. Die MVR verwertete 2021 rund 344.000 Tonnen Hausmüll und hausmüllähnliche Abfälle. Die freiwerdende Energie wird überwiegend als Prozessdampf zur Verfügung gestellt. Im Berichtsjahr produzierte die MVR rund 532.000 Megawattstunden Prozessdampfwärme und gab über 36.500 Megawattstunden Strom in das öffentliche Stromnetz ab.

Voraussichtlich ab Ende 2025 wird auch das ZRE wesentlich zur Energieversorgung Hamburgs beitragen, wodurch wir künftig die Stadt Hamburg mit etwa der Hälfte der insgesamt benötigten Fernwärme versorgen können.

Infobox

Mehr Wärme für Hamburg

Baustelle mit Krahn
Baustelle mit Krahn

Die SRH treibt gemeinsam mit der Wärme Hamburg GmbH das bundesweit einzigartige Projekt „Erweiterte Wärmenutzung“ in der Müllverwertungsanlage Borsigstraße (MVB) voran. Nach offizieller Genehmigung geht es nun sukzessive in die Umsetzungsphase. Mit Fertigstellung der Effizienzsteigerungsmaßnahmen Ende 2023 wird die MVB pro Jahr zusätzlich rund 350.000 Megawattstunden Wärme in das Leistungsnetz von Wärme Hamburg einspeisen und die Wärmeleistung am Standort von 100 auf 160 Megawatt steigern. Dadurch können rund 35.000 zusätzliche Haushalte mit Wärme versorgt werden. Die Leistungserhöhung erfolgt ohne zusätzliche Brennstoffzufuhr und stellt eine energetische Optimierung der Anlage dar. Allein dadurch werden jedes Jahr rund 104.000 Tonnen CO2 vermieden. Dank dieser Energieleistung wurde das Projekt 2021 mit dem Renewable Renewable Award in der Kategorie „Projekt des Jahres“ ausgezeichnet. Das Projekt verdrängt Wärmemengen aus dem Einsatz fossiler Energien und trägt zu einem verbesserten Primärenergiefaktor der Fernwärme bei. Es leistet daher einen wichtigen Beitrag zum Klimaschutz. Ein vergleichbares Projekt der MVR befindet sich derzeit noch in der Planungsphase.

Wasserstoff für die Energiewende

Die Stadt Hamburg hat ambitionierte Ziele für den Klimaschutz definiert. Bei diesen Plänen spielt auch Wasserstoff eine immer größere Rolle. Die Stadtreinigung Hamburg unterstützt die ökologischen Bestrebungen der Stadt und plant die Entwicklung eigener Wasserstoffkapazitäten.

Vor diesem Hintergrund beginnt die MVR noch im Jahr 2022 mit der Planung für die Installation eines Fünf-Megawatt-Elektrolyseurs. So soll durch die thermische Abfallbehandlung künftig nicht nur Strom, sondern auch Wasserstoff produziert werden. Mit diesem könnten im Hamburger Hafen Fähren oder auch die Power-Barge (ein schwimmendes Kraftwerk) für die Stromversorgung von Kreuzfahrtschiffen emissionsfrei betrieben werden. Aus dem bewährten Konzept Waste to Energy würde somit Waste to Hydrogen – ein weiterer wichtiger Beitrag zum Klimaschutz in Hamburg.

Auch das BKW Bützberg steht künftig mit der Beteiligung am Norddeutschen Reallabor ganz im Zeichen der Wasserstofferzeugung. Dabei handelt es sich um eines der größten sogenannten Reallabore der Energiewende im Rahmen des siebten Energieforschungsprogramms der Bundesregierung. Wo aus Hamburger Bioabfällen Biogas und hochwertiger Kompost erzeugt werden, soll in Zukunft eine Elektrolyseanlage mit Überschussstrom Wasserstoff produzieren. Der Wasserstoff wird in den Fermentationsprozess der Bioabfälle eingebracht. Dort erhöht er die Aktivität der Bakterien und damit den Methananteil im Biogas unter Nutzung des natürlich vorhandenen CO2. Das bedeutet: Statt CO2 freizusetzen, wird es aktiv genutzt. Zum anderen ermöglicht es dieses Vorhaben, überschüssigen Strom umzuwandeln und im Erdgasnetz, dem größten Energiereservoir Deutschlands, zu speichern.

Die SRH entwickelt gerade in Abstimmung und Kooperation mit anderen öffentlichen Unternehmen eine Strategie zur Erzeugung und Nutzung von Wasserstoff aus regenerativen Quellen. Auch beim geplanten ZRE soll Wasserstoff eine Rolle spielen. Werden die Fördermittel bewilligt, könnte dort in einigen Jahren eine Anlage zur Elektrolyse mit einer Leistung von fast 25 Megawatt in Betrieb gehen. Wie bei der MVR soll dann mit dem aus der thermischen Abfallbehandlung erzeugten Strom Wasserstoff erzeugt werden.

Ein Fokus liegt auf der Entwicklung und Umsetzung relevanter Technologien am Standort des ZRE und der synergetischen Einbindung des Umfeldes und der beteiligten Player im Entwicklungskonzept Stellinger Moor (ESM) für einen Wasserstoff-Hub. Norddeutschlands zweitgrößtes Nahverkehrsunternehmen, die Verkehrsbetriebe Hamburg-Holstein GmbH (VHH), plant einen neuen Busbetriebshof mit Elektro- und Wasserstoffbussen und auch der Fuhrpark des SRH-Betriebshofs Stellingen wird mit Elektro-Kleinfahrzeugen und mit Sammelfahrzeugen und Kehrmaschinen mit Wasserstoffantrieb ausgerüstet.

Energieerzeugung auf stillgelegten Deponien

Die Deponierung des Hausmülls hat Hamburg als erstes Bundesland schon vor mehr als 20 Jahren eingestellt. Wir sind für die Nachsorge von elf Altablagerungen verantwortlich. In regelmäßigen Abständen prüfen wir unter anderem die Grundwasserqualität und andere Umweltauswirkungen. Bei den beiden größeren Anlagen Höltigbaum und Neu Wulmstorf werden die Altablagerungen mithilfe von Gasfassungssystemen entgast. Das im Müll entstehende Gas wird abgesaugt und jeweils in einem Blockheizkraftwerk zur Erzeugung von Strom und Wärme verbrannt. In Neu Wulmstorf wird die erzeugte Wärme zusätzlich zum Heizen des Betriebsgebäudes genutzt.

2021 wurden Potenzialstudien zur optimierten Deponiegaserfassung auf den Altablagerungen Höltigbaum und Neu Wulmstorf durchgeführt, für die die SRH Fördermittel des Bundesministeriums für Umwelt, Naturschutz und nukleare Sicherheit im Rahmen der nationalen Klimaschutzinitiative (NKI) erhalten hat. Die Untersuchungen haben gezeigt, dass in absehbarer Zeit mit einer weiter abnehmenden Deponiegasproduktion zu rechnen ist, die eine wirtschaftliche Verwertung mit den auf den Standorten Neu Wulmstorf und Höltigbaum betriebenen Blockheizkraftwerken zunehmend einschränkt. Das Potenzial in den Deponiekörpern ist aber weiterhin hoch, sodass aus Gründen des Emissionsschutzes eine Gaserfassung und ­behandlung erforderlich ist, die sich noch über einen längeren Zeitraum von mehreren Jahrzehnten erstrecken kann. Die Untersuchungen bestätigen, dass eine Vor-Ort-Stabilisierung zur Verbesserung des Emissionsverhaltens der Altablagerungen Höltigbaum und Neu Wulmstorf grundsätzlich geeignet und technisch durchführbar ist. Die technischen Anlagen müssen hierzu allerdings umgebaut und teilweise erneuert werden. Die Deponiebelüftung trägt insbesondere zur beschleunigten Reduzierung klimarelevanter Methanemissionen bei.

Circular Economy

Abfall ist kein Müll, sondern eine wertvolle Ressource. Nach diesem Verständnis tragen wir mit unserer täglichen Arbeit dazu bei, Abfälle zu verwerten und ihnen ein zweites Leben zu geben – ob durch den Verkauf in unseren Gebrauchtwarenkaufhäusern oder durch die Zuführung zu einem fach- und umweltgerechten Recycling. Auf diese Weise tragen wir zur Etablierung einer Kreislaufwirtschaft bei.

Recycling Grafik
Recycling Grafik
Infobox

Zehn Jahre Recyclingoffensive – ein voller Erfolg

Ein Gremium von Fünf Personen
Ein Gremium von Fünf Personen

2011 wurde die Stadtreinigung Hamburg mit der Umsetzung der Wertstoffverordnung in Hamburg beauftragt – der Startpunkt für unsere Recyclingoffensive. Die Bilanz nach zehn Jahren ist durchweg positiv, belegt durch eindrucksvolle Zahlen: Rund 464.000 Haushalte wurden in dem Zeitraum mit einer Biotonne und 396.000 Haushalte mit einer Papiertonne angeschlossen, womit wir unser Ziel von 100.000 bzw. 150.000 Haushalten klar übertroffen haben. Gleichzeitig reduzierten wir den Restmüll zwischen 2010 und 2020 um insgesamt 72.000 Tonnen. Bis 2021 konnten durch die Getrenntsammlung jährlich rund 240.000 Tonnen CO2 eingespart werden und damit deutlich mehr als die geplanten 100.000 Tonnen pro Jahr.

Gebrauchtwarenkaufhäuser: Stilbruch

Ob Möbel, Elektrogeräte oder Fahrräder – seit nunmehr 20 Jahren verkauft unsere Tochtergesellschaft Stilbruch gut erhaltene gebrauchte Gegenstände zu kleinen Preisen. Damit leisten die Gebrauchtwarenkaufhäuser einen Beitrag zur Abfallvermeidung und Wiederverwendung – den beiden höchsten Stufen des Kreislaufwirtschaftsgesetzes. Die Waren stammen zum einen von den Recyclinghöfen, wo unser geschultes Personal die gut erhaltenen Gegenstände aussortiert, zum anderen werden sie von Privatpersonen in den Kaufhäusern abgegeben. Einen geringeren Anteil erhält Stilbruch aus der schonenden Sperrmüllabfuhr, bei der unsere Mitarbeitenden verwertbare Gegenstände getrennt sammeln.

Die Gebrauchtwarenkaufhäuser erfreuen sich seit Jahren immer größerer Beliebtheit. Momentan betreibt Stilbruch zwei Filialen, je eine in Altona und in Wandsbek, sowie zwei Werkstätten für Elektroaltgeräte. Der Pop-up-Store in Harburg wurde Ende September 2021 aufgegeben. In Wandsbek wurde 2021 die zusätzlich angemietete Halle in der Helbingtwiete bauseitig mit der bestehenden Filiale in der Helbingstraße verbunden und der gesamte Standort technisch und optisch modernisiert. In den nächsten Jahren möchte Stilbruch eine weitere Filiale im Süden Hamburgs eröffnen. Das Grundstück wäre dann direkt mit einem unserer Recyclinghöfe verbunden, um den Transportweg der Waren zu reduzieren.

Auch im Berichtsjahr standen die Aktivitäten von Stilbruch ganz im Zeichen der Corona-Pandemie. So mussten die Filialen von Ende Dezember 2020 bis Ende Mai 2021 schließen, was sich auch auf das Angebot auswirkte: Mit einem Volumen von rund 15.600 Kubikmetern wurden insgesamt 48 Prozent weniger gebrauchte Gegenstände ins Sortiment aufgenommen. Trotz der enormen Auswirkungen der Corona-Pandemie wurden die Verkaufshäuser nach der Wiedereröffnung allerdings wie gewohnt sehr gut angenommen. Im restlichen Jahr wurden allein mehr als 1.000 Fahrräder verkauft, die zuvor in der Fahrradwerkstatt auf dem Recyclinghof Brandstücken repariert und wieder verkehrstauglich gemacht worden waren.

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1.000
Fahrräder durch STILBRUCH repariert und verkauft

das entspricht

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1.000
glücklich radelnde Hamburger:innen

Abfall

Betrieblicher Abfall entsteht bei der SRH vor allem durch die Behandlung der gesammelten und angelieferten Abfälle, aber auch beim Betrieb der Werkstätten, in der Verwaltung sowie bei Instandsetzungs- und Bauarbeiten. Für alle Abfallarten haben wir geregelte Entsorgungswege etabliert. Verwaltungsabfälle wie Papier, Batterien und hausmüllähnliche Fraktionen geben wir sortiert in die entsprechende Verwertung und Entsorgung. Auf unseren Betriebsplätzen haben wir entsprechende Behälter aufgestellt oder Unterflursysteme installiert, die durch unsere Müllabfuhr geleert werden. Abfälle, die bei der Abfallaufbereitung entstehen, führen wir zum überwiegenden Teil der energetischen oder thermischen Verwertung zu.

Zur umweltgerechten Behandlung der eigenen Wert- und Altstoffströme arbeiten wir mit zertifizierten Entsorgungsfachbetrieben, Verwerter:innen und Lieferant:innen zusammen, die auf die Aufbereitung recyclingfähiger Materialien spezialisiert sind. Beispielsweise nimmt eine Behindertenwerkstatt für blinde Menschen unsere abgenutzten Tellerbesen und Walzen von Kehrmaschinen zurück und prüft sie auf ihre Wiederverwendbarkeit. Sollten sie nicht mehr aufzubereiten sein, führen wir sie einer stofflichen Verwertung zu.

Fallen Reststoffe wie Schrott- und Dämmmaterialien bei Rückbaumaßnahmen an, so verkaufen oder entsorgen wir diese. Außerdem prüfen wir gemäß dem Koalitionsvertrag bei jeder Umbaumaßnahme, ob die Abfälle als Recyclingbaustoff verwendet werden können. Bei Renovierungen und Neubaumaßnahmen unserer Gebäude setzen wir ein optimiertes Abfalltrennsystem um.

Bei der Müllverwertung in der MVB und der MVR entstehen unweigerlich gefährliche Abfälle. Die bei der thermischen Verwertung von Abfall entstehenden Stäube werden mit größter Sorgfalt fachgerecht und sicher unter Tage deponiert und als Bergversatz verwertet. Bei der Abgasreinigung entsteht darüber hinaus Rohsalzsäure, die in seltenen Fällen als Abfall entsorgt wird. Mehr Informationen zu Abfällen finden Sie in der jeweils aktuellen Umwelterklärung der MVB und der MVR. Weitere beim Anlagenbetrieb anfallende Abfälle, die nicht intern verwertet werden können, werden entsprechend getrennt und extern entsorgt.

2021 wurde in insgesamt 25 Fällen Radioaktivität bei Abfallanlieferungen an die MVB und die MVR festgestellt. Dabei handelte es sich meist um medizinische Abfälle aus der Diagnostik. Gemeinsam mit dem Amt für Arbeitsschutz konnte hier eine umweltgerechte Lösung gefunden werden. Bei diesen Vorfällen sind keine schädlichen Substanzen ausgetreten. Es gab keine weiteren signifikanten Verschmutzungen.

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Weniger Öl in unseren Fahrzeugen

Auto-Öl wird gegossen
Auto-Öl wird gegossen

Zur Reduzierung von Ölreststoffen aus den Kfz-Werkstätten erhalten die 167 Drehtrommelmüllfahrzeuge der SRH seit 2021 für den Betrieb des Aufbaus einmalig Hydraulikölfüllungen von jeweils circa 200 Litern. Das Besondere daran: Das Öl muss nicht wie üblich gewechselt werden, wodurch der vierjährliche Hydraulikölwechsel entfällt. Auf diese Weise können wir innerhalb von vier Jahren rund 33.400 Liter Öl einsparen. Dieser Umsetzung ging eine vierjährige Erprobungsphase zusammen mit dem Hersteller voraus.

Einsatz von recyceltem Kunststoff – Kreisläufe schließen

Mit unseren Müllbehältern fördern wir den Einsatz von Recyclingmaterial. Seit Mitte 2020 kaufen wir Restmülltonnen aus Recyclingmaterialien, die die Anforderungen des Gütezeichens „Blauer Engel“ für Recyclingkunststoffe erfüllen. Bei den 2021 beschafften Behältern bestanden über zwei Drittel zu mehr als 80 Prozent aus sogenannten Post-Consumer-Rezyklaten (PCR) – also aus Kunststoffen, die bereits einen Lebenszyklus durchlaufen haben. Mit diesen Tonnen schließen wir sogar den Kreislauf, weil das verwendete Rezyklat fast ausschließlich aus alten Abfalltonnen stammt. Die Produktion eines solchen Behälters spart 65 Prozent CO2-Äquivalente im Vergleich zu einem Behälter aus neuem Kunststoff.

Auch unsere Abfallsäcke, die wir den Bürger:innen zur Verfügung stellen oder selbst in der Reinigung verwenden, sind zu 100 Prozent aus Recyclingkunststoffen hergestellt. Auf diese Weise verbrauchen wir keine neuen Ressourcen und führen Verpackungsabfälle einem neuen Lebensweg zu.

Im Jahr 2021 haben wir zudem ein Projekt zur Optimierung der Umweltfreundlichkeit der Hundekotbeutel umgesetzt. Dafür haben wir den Markt von Hundekotbeuteln aus Recyclingkunststoffen analysiert und entsprechende Produkte getestet. 2022 erfolgt die Umstellung auf Beutel mit dem Gütezeichen „Blauer Engel“ für Recyclingkunststoffe.

Wasser und Abwasser

Der Einsatz von Wasser ist besonders bei unseren Müllverwertungsanlagen sowie im Rahmen der Reinigungsaktivitäten der SRH AöR von hoher Relevanz. So nutzen die MVB und die MVR Wasser zur Kühlung und Dampferzeugung. Bei der SRH AöR kommt Wasser vor allem zu Sanitärzwecken sowie in der Straßenreinigung, bei der Reinigung der öffentlichen Toiletten und im Winterdienst zum Einsatz. Im Jahr 2021 entnahm die SRH insgesamt 28,8 Millionen Kubikmeter Wasser. Den Großteil davon benötigte die MVR. Der Wasserverbrauch der SRH lag dagegen bei rund 800.000 Kubikmetern, weil unter anderem von der MVR das meiste Wasser als Kühlwasserrücklauf in die Elbe zurückgeführt wurde.

Wo immer möglich, nutzt die SRH kein Frischwasser, sondern Regen-, Brauch-, Brunnen- oder Elbwasser. Dazu haben wir Tiefbrunnen auf einigen der Betriebsplätze der SRH AöR installiert. Regenwasser von Dachflächen nutzt die SRH AöR beispielsweise für die Lkw-Waschstraße, in Kehrmaschinen zur Befeuchtung der Straßen und für die WC-Spülung bei Neubauten. Die MVR bezieht aus dem Köhlbrand Elbwasser für das Kühlsystem, das Betriebswasser- und das Feuerlöschsystem sowie zur Herstellung von voll entsalztem Wasser für den Kesselbetrieb. Zusätzlich wird das auf Dächern und versiegelten Flächen gefasste Regenwasser als Betriebswasser genutzt. Auch die MVB nutzt vor allem Regenwasser in ihren Betriebsprozessen.

Alle Betriebsplätze der SRH AöR leiten das Abwasser in das öffentliche Abwassernetz ein, wodurch es einer fachgerechten Aufbereitung zugeführt wird. Je nach Möglichkeit und Genehmigungslage schließen wir das Niederschlagswasser an das öffentliche Regenwassernetz an, so etwa am Recyclinghof Rondenbarg, wo wir eine Regenwasserreinigungsanlage vorgeschaltet haben. An anderen Standorten wird das Niederschlagswasser über Entwässerungsgräben abgeleitet. Wo unbedenklich leiten wir es, ebenfalls mit vorgeschalteter Regenwasserreinigungsanlage, direkt in Gewässer ein. Um einen Schadstoffeintrag zu vermeiden, halten wir alle gesetzlichen Vorschriften zur Gewässerreinhaltung ein. Dazu zählt insbesondere das Wasserhaushaltsgesetz. Niederschlagswasser reinigen wir häufig zusätzlich, bevor wir es verwenden.

Wir achten darauf, den Schadstoffeintrag in Boden und Grundwasser so gering wie möglich zu halten. Dafür nutzen wir bei der Nassreinigung der Straßen ausschließlich Wasser und keine weiteren Reinigungsmittel. Für die Beseitigung starker Verschmutzungen setzen wir umweltverträgliche Reinigungsmittel ein. Indem wir Straßen und Nebenflächen reinigen, schützen wir Boden und Grundwasser zugleich vor Schadstoffeinträgen. Bei der Reinigung der öffentlichen Toiletten verwenden wir ausschließlich Reinigungsmittel ohne Chlorzusätze. Im Rahmen von Sanierungen oder in Verdachtsfällen werden Abwasserleitungen durch Kamerafahrten auf Unversehrtheit geprüft und bei Bedarf sofort erneuert bzw. repariert.

Die drei Verbrennungslinien der MVB basieren auf einem abwasserfreien Betriebswasserkreislauf. Eine Einleitung in das öffentliche Abwassernetz erfolgt nur, wenn die Kapazität des Regenrückhaltebeckens nach starken Regenfällen erschöpft ist. Sanitäre Abwässer werden ins Abwassernetz eingeleitet. Mehr Informationen zu Wasser und Abwasser bei der MVB finden Sie in der aktuellen Umwelterklärung.

Auch die MVR ist grundsätzlich ein abwasserfreier Betrieb. Bei Starkregen kann überschüssiges Wasser nach einer Qualitätskontrolle in den Köhlbrand abgegeben werden. Sanitärabwässer werden in das öffentliche Siel eingeleitet. Mehr Informationen zu Wasser und Abwasser bei der MVR finden Sie in der aktuellen Umwelterklärung.

Bei allen Deponien überwachen wir das Grundwasser. Um Verunreinigungen zu vermeiden, haben wir weitere Maßnahmen ergriffen. Am Standort Neu Wulmstorf leiten wir das Oberflächenwasser ab. Da es nicht mit potenziell gefährlichen Stoffen in Berührung kommt, kann es in Versickerungsteiche geleitet werden. Wo eine Basisabdichtung vorhanden ist, fangen wir das Sickerwasser von Deponien auf und entsorgen es.

 

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