Gemeinwohl
Die Stadtreinigung Hamburg (SRH) handelt im Sinne des Gemeinwohls: Jeden Tag setzen wir uns mit unseren Leistungen für mehr Lebensqualität und Nachhaltigkeit in Hamburg ein. Für dieses Ziel motivieren wir auch die Bürger:innen durch zielgerichtete, zielgruppengerechte und kreative Projekte und Veranstaltungen dazu, einen eigenen Beitrag zu leisten. Neben dem Wissenstransfer beteiligen wir uns im Rahmen zahlreicher innovativer Forschungsvorhaben außerdem am Wissensaufbau im Bereich der Abfallwirtschaft.
Die SRH ist für die Menschen in Hamburg da. Wir sammeln Abfälle ein, halten sie wo immer möglich im Kreislauf, produzieren aus nicht recycelbaren Abfällen Energie und halten die Stadt sauber. Aber damit nicht genug: Wir unterstützen die Hamburger:innen dabei, nachhaltiger zu leben. Dafür informieren wir über abfallarmen Konsum, schließen uns mit anderen Akteur:innen zusammen, initiieren Projekte zur Stadtsauberkeit und beteiligen uns an der Umweltbildung für Kinder und Jugendliche. So können und wollen wir auf lokaler Ebene dazu beitragen, globale Herausforderungen wie den Klimawandel anzugehen und konkrete Probleme wie achtlos weggeworfene Abfälle in der Natur zu vermeiden. Gleichzeitig engagiert sich die SRH in verschiedenen Forschungsprojekten. Auf diese Weise leisten wir unseren Beitrag, nachhaltige Konzepte wie die Kreislaufwirtschaft gemeinschaftlich weiterzuentwickeln. Unser Wissen und unsere Kompetenzen bringen wir im Rahmen internationaler Projekte auch jenseits der Stadt- und Landesgrenze ein.
Kundenorientierung
Die SRH handelt im Auftrag der Bürger:innen Hamburgs sowie ihrer öffentlichen Auftraggebenden, Gewerbekunden und der Wohnungswirtschaft. Ihre Zufriedenheit ist uns wichtig. Deshalb richten wir uns an ihren Bedürfnissen aus und erbringen in allen Geschäftsbereichen zuverlässige und hochwertige Leistungen. Ein Fokus liegt auf der Erweiterung unserer Angebote in digitaler Form, die unsere Kund:innen verstärkt nutzen. Zu einem exzellenten Kundenservice gehört für uns auch, rund um das Thema Ressourcenschonung und den richtigen Umgang mit Abfall zu informieren.
Unser Kundenservice
Die zentrale Anlaufstelle für unsere Kund:innen ist das Service Center Privatkunden (SCP). Dort bearbeiteten unsere Beschäftigten im Berichtsjahr rund 413.000 Anfragen von Bürger:innen. Trotz des leichten Rückgangs gegenüber dem Vorjahr erreichten uns auch im Jahr 2021 zahlreiche Fragen zu unseren Dienstleistungen im Kontext der Corona-Pandemie, so beispielsweise in Bezug auf die Öffnungszeiten der Recyclinghöfe und der Stilbruch-Filialen, zu Corona-Verhaltensmaßnahmen sowie zur Sperrmüllabholung. Dabei erwies sich auch der persönliche Kundenkontakt vor Ort als zentral.
Für einen schnellen und niedrigschwelligen Kundenkontakt weiten wir unser digitales Angebot kontinuierlich aus. Als zentrale Online-Plattform dient hier unser Kundenportal, über das Haus- und Wohnungseigentümer:innen sowie Akteur:innen der Wohnungswirtschaft alle Aufträge und Änderungen, von der Tonnengröße bis hin zu Leerungsintervallen, bearbeiten können. Seit 2021 ist es außerdem möglich, über das Portal Gebührenbescheide einzusehen und herunterzuladen. Immer mehr Kund:innen nehmen die verfügbaren digitalen Services in Anspruch. So waren Ende 2021 bereits rund 12.000 Personen auf dem Kundenportal registriert. Zugleich haben wir im Berichtsjahr unsere Bemühungen fortgesetzt, die Plattform auch für unsere Kund:innen aus der Wohnungswirtschaft freizuschalten und sie entsprechend zu schulen.
Seit 2020 haben Nutzer:innen über die SRH-App einen noch einfacheren Zugriff auf wichtige Dienstleistungen. Sie können beispielsweise nach Wertstoff-Containern oder öffentlichen Toiletten suchen, den Abfuhrkalender einsehen oder verunreinigte Plätze sowie Glätte melden. Zudem stellen wir allen Bürger:innen weiterhin unsere Informationsbroschüre zur Verfügung. Diese enthält alle relevanten Informationen rund um Themen wie Abfallvermeidung, Abfallaufbereitung, Terminänderungen oder Gebühren. Um möglichst viele Menschen zu erreichen, erscheint die Broschüre sowohl in digitaler Form als auch in einer kleinen gedruckten Auflage von 50.000 Exemplaren. Verteilt werden diese über die Wohnungswirtschaft, über Kundenzentren in Hamburger Bezirken, über das SCP (auf Kundenanfrage) und unsere Recyclinghöfe. Zu unserem digitalen Serviceangebot gehört außerdem unsere Online-Abfuhrerinnerung, die bereits von rund 136.000 Hamburger:innen abonniert wurde. Auch über die Social-Media-Kanäle zum Beispiel von der SRH AöR oder Stilbruch stehen wir mit unseren Kund:innen in Kontakt.
Rundum zufrieden
Das Feedback unserer Kund:innen ist uns besonders wichtig. Daher bitten wir sie regelmäßig um ihre Einschätzung zu unseren Leistungen. So beispielsweise im Rahmen einer jährlichen Umfrage zu unserer Arbeit im SCP. Im Jahr 2021 bewerteten mehr als 90 Prozent der rund 1.100 befragten Kund:innen diese als sehr gut oder gut und bestätigten damit einmal mehr die hohe Qualität des Kundenservice. Darüber hinaus erhielten unsere Beschäftigten aus dem Service Center wie im Vorjahr viele positive Rückmeldungen zu unserer Unterstützung im Rahmen der Corona-Pandemie. Auch bei der aktuellen Kundenbefragung in der Wohnungswirtschaft Mitte 2021 erzielten wir ein sehr gutes Ergebnis. So gaben 80 Prozent der Befragten an, mit der Gesamtleistung der SRH eher oder sogar sehr zufrieden zu sein.
Entsorgungssicherheit
Wir gewährleisten zuverlässig und zu jeder Zeit eine umweltgerechte Entsorgung der Abfälle in ganz Hamburg. Dafür sichern wir stets die notwendigen Kapazitäten, um auch bei unvorhersehbaren Ereignissen unseren Auftrag zu erfüllen. Auf diese Weise handeln wir im Sinne des Gemeinwohls und der Daseinsvorsorge – auch und gerade in herausfordernden Zeiten wie während der Corona-Pandemie.
Abfallsammlung: das Vier-Tonnen-System
Bestehend aus der blauen Papiertonne, der grünen Biotonne, der gelben Hamburger Wertstofftonne und der schwarzen Restmülltonne ermöglichen wir mit dem Vier-Tonnen-System eine umweltgerechte Müll- und Wertstofftrennung. Nahezu 100 Prozent der anschlussfähigen Hamburger Haushalte sind mit den vier Tonnen ausgestattet. Ausgenommen sind Haushalte, die ihren Bioabfall selbst kompostieren oder nachweislich zu wenig Platz für Papier- und Biotonne haben. Bei einigen dieser Haushalte wird der Müll noch in rosa Müllsäcken gesammelt. Um diese zu reduzieren, ersetzen wir sie gemeinsam mit dem jeweils zuständigen Bezirksamt schrittweise durch unterirdische Müllcontainer (Unterflursysteme) oder Mülltonnen in Boxen auf öffentlichem Grund (Oberflursysteme) in unmittelbarer Nähe der Haushalte.
Im Berichtsjahr installierten wir insgesamt 19 Abfallsammelstandplätze auf öffentlichen Flächen – davon 14 im Bezirk Altona und fünf in Eimsbüttel. Seit 2015 konnten wir durch den Bau und die Bewirtschaftung von insgesamt 52 Unterflur- und 180 Oberflurstandplätzen die Zahl der rosa Müllsäcke in Hamburg um 36 Prozent reduzieren.
Wir machen den Plan: der neue Standplatzplaner
Die SRH hat sich auf die Beratung für Entsorgungslösungen bei größeren Neu- und Umbauten im Bereich der Wohnungswirtschaft spezialisiert. Ziel ist es, für einen reibungslosen Entsorgungsvorgang zu günstigen Mietnebenkosten und geringen Investitionskosten und Platzbedarfen zu sorgen. Als neues Tool bieten wir unseren Kund:innen seit Ende 2021 einen Online-Standplatzplaner. Mit wenigen Klicks können Privatkund:innen und Planer:innen der Wohnungswirtschaft den optimalen Behältermix inklusive Gebühren und Platzbedarf ermitteln. Herzstück ist eine automatisch erstellte Planungsskizze, die verschiedene Standplatzlösungen für Ober- und Unterflursysteme darstellt. Der Standplatzplaner ist über die SRH-Internetseite aufrufbar.
Neue Lösungen für Abfallsysteme
Wir bringen uns bei der Planung neuer Wohngebiete frühzeitig ein, um bestmögliche Lösungen zur Müllentsorgung zu realisieren. So sollen Bewohner:innen künftig in fußläufig erreichbaren Quartiershöfen, die weniger Fläche als die großen Recyclinghöfe benötigen, die häufigsten Abfallarten jenseits des Vier-Tonnen-Systems abgeben können. Neben Altglas oder Alttextilien zählen dazu beispielsweise Problemstoffe wie Farbreste, Laugen und Säuren.
Bereits seit 2020 entwickeln und testen wir in einem Quartier in Lurup neue technische Möglichkeiten von Unterflursystemen. Die unterirdischen Müllbehälter sind zum Beispiel mit einer Restmüllpresse, barrierefreien Beschriftungen und einem chipbasierten Schließsystem ausgestattet. Der Versuch wurde Ende 2021 beendet. Eine detaillierte Auswertung erfolgt im ersten Halbjahr 2022. Schon jetzt zeigt sich, dass die betriebliche Umsetzung der Restmüllpresse gut funktioniert hat und unsere bisherige Volumeneinschätzung und Tourenplanung bereits gut aufgestellt waren. Obwohl die Abfuhr on demand nicht an allen Standorten zu einer verringerten Anzahl Abholungen geführt hat, sind die Leerungen insgesamt bedarfsgerechter verteilt worden.
Auch in den neu geplanten Quartieren Oberbillwerder und Grasbrook arbeiten wir weiterhin an innovativen, individuellen Abfallentsorgungslösungen. Die Gespräche mit den städtischen Planungsgesellschaften wurden 2021 intensiviert und konkretisiert. So erwarten wir für Oberbillwerder im Jahr 2022 eine Grundsatzentscheidung zur flächigen Unterflursystemlösung. Dafür arbeiten wir gerade gemeinsam mit der IBA Hamburg GmbH an der Modellplanung. Gleichzeitig wird die Quartiershoflösung intensiv als Teil der geplanten Mobility Hubs geprüft. Zum neuen Quartier Grasbrook befinden wir uns weiterhin in Gesprächen mit der Hafencity GmbH.
Abnahme bei der Hausmüllsammlung
Seit 2011 untersucht die SRH regelmäßig Menge und Zusammensetzung der Abfälle, die in den privaten Haushalten anfallen und über die Regelabfuhr entsorgt werden. Nachdem schon in den Vorjahren ein Rückgang des pro Kopf erzeugten Hausmülls der Hamburger:innen festgestellt werden konnte, hat sich dieser Trend 2021 trotz Corona-Pandemie fortgesetzt. So sanken die Hausmüllmengen, gemessen pro Jahr und pro Erwachsenen, um etwa 3,3 Kilogramm auf nunmehr 199,2 Kilogramm. Damit ist der Wert erstmals unter der 200-Kilogramm-Grenze geblieben. Die Ergebnisse belegen, dass die Angebote für die Getrenntsammelsysteme für Wertstoffe Wirkung zeigen und zu einer stetigen und messbaren Reduzierung des Restmülls führen. So sind insbesondere die im Hausmüll enthaltenen Wertstoff-„Fehlwürfe“ an organischen Stoffen, Glas, Papier und Metall weiter gesunken.
Zwölf Recyclinghöfe in ganz Hamburg
Auf den zwölf Recyclinghöfen der SRH haben die Bürger:innen Hamburgs die Möglichkeit, Abfälle und Wertstoffe abzugeben, die sie mengenmäßig nicht über das Vier-Tonnen-System entsorgen können. Hier finden beispielsweise Elektroaltgeräte, Sperrmüll, Alttextilien, Grünabfall oder Altholz ihren Platz. Außerdem nehmen wir gesundheitsgefährdende Problemstoffe wie Laugen oder Säuren an und entsorgen sie fachgerecht zum Schutz von Mensch und Umwelt.
2021 nutzten über 1,4 Millionen Kund:innen das Angebot. Dies entspricht in etwa dem Niveau des Vorjahres. Zwar waren die Recyclinghöfe dauerhaft geöffnet, zum coronabedingten Schutz der Besucher:innen und unserer Beschäftigten durfte jedoch zeitweise nur eine begrenzte Anzahl Personen das Gelände gleichzeitig betreten. Der Anteil der Recyclingstoffe an den abgegebenen Wert- und Reststoffen lag im Berichtsjahr bei rund 71 Prozent. Laut aktueller Sortieranalyse aus dem Frühjahr 2021 können 87 Prozent der abgegebenen Alttextilien wiederverwendet oder einer stofflichen Verwertung zugeführt werden. Um die Bedeutung der Wertstofftrennung vor Ort hervorzuheben, planen wir, 2022 die Kundeninformation auszuweiten. Dafür sollen auf den zwölf Recyclinghöfen Informationstafeln zu den Verwertungs- und Entsorgungswegen der auf den Recyclinghöfen gesammelten Abfallfraktionen installiert werden. Außerdem planen wir mittelfristig die Errichtung eines 13. Recyclinghofs, um in der wachsenden Stadt weiterhin eine bedarfsgerechte und flächendeckende Entsorgung zu gewährleisten. Diverse Recyclinghöfe, wie derzeit beispielsweise der Recylinghof Kampweg in Bergedorf, werden zudem nach den neuesten abfallwirtschaftlichen Erkenntnissen überplant, modernisiert und räumlich verändert.
das entspricht
Saubere Trennung des Bioabfalls
Kunststoffe machen den größten Störstoffanteil im Biomüll aus. Dies ist insofern problematisch, als diese im Kompostierungsprozess zerfallen und damit in kleinen Partikeln in den Boden und somit in die Umwelt gelangen. Deshalb sensibilisieren wir die Bevölkerung kontinuierlich für die Problematik dahinter und werben für eine richtige Trennung, so beispielsweise im Rahmen der #wirfuerbio-Kampagne, der wir seit 2018 neben rund 60 weiteren Abfallwirtschaftsbetrieben angehören.
Besonders problematisch sind sogenannte kompostierbare Plastiktüten: Aufgrund ihrer Verrottungseigenschaften können sie in unserem Biogas- und Kompostwerk (BKW) Bützberg nicht vollständig abgebaut werden. Für das Sammeln von Küchenabfällen empfehlen wir deshalb unsere wachsbeschichteten, vollständig kompostierbaren Biotüten aus Papier. Wir stellen jährlich eine große Anzahl kostenloser Tüten für Privathaushalte zur Verfügung. Im Jahr 2021 wurden insgesamt über 2,9 Millionen Tüten ausgegeben.
Die SRH arbeitet daran, die Trennung von Bioabfall in Wohnanlagen mit bereits bestehenden unterirdischen Müllcontainern zu verbessern. Dafür haben wir seit 2020 im Testquartier Lurup verschiedene Maßnahmen wie die Installation einer LED-Beleuchtung an der Einwurfsäule, Leuchtbeklebungen der Behälter in Fraktionsfarbe und den Einsatz von Blindenschrift getestet. Zusätzlich haben wir einen Biotütenspender direkt am Unterflursystem aufgestellt. Nach erfolgreichem Abschluss der Testphase 2021 erfolgt im ersten Halbjahr 2022 die Evaluierung der Maßnahmen, um sie bei Bedarf anzupassen und auf weitere Quartiere auszuweiten. Bereits jetzt zeigt sich, dass insbesondere die neue Beschriftung und Folierung der Einwurfklappe in der jeweiligen Fraktionsfarbe sehr gut angenommen wurde. Auch die Beleuchtungskonzepte fanden entsprechenden Anklang.
Stadtsauberkeit
Die SRH trägt zur Aufwertung des Hamburger Stadtbildes und des öffentlichen Raums bei – sei es durch ihre Reinigungsleistungen, die roten Papierkörbe, die öffentlichen Toiletten oder auch die Verwertungsanlagen und Abfallsammelsysteme. Die Gestaltung der Stadt hat dabei großen Einfluss auf unsere Arbeit. Deshalb setzen wir uns dafür ein, schon bei der Planung und Gestaltung von Radwegen, Quartieren, Plätzen und Stadtmobiliar einbezogen zu werden. Die Umgestaltung des Verkehrsnetzes unter Berücksichtigung neuer und bestehender Fahrradwege haben wir dabei besonders im Blick. Beim Neubau und der Sanierung öffentlicher Toiletten berücksichtigen wir die Standards für Barrierefreiheit und Denkmalschutz.
Durch unsere Beteiligung können wir städtebaulich ansprechende Lösungen mitentwickeln, die in der Reinigung keine hohen Folgekosten verursachen und gleichzeitig die Ansprüche an das Stadtbild erfüllen.
Aufgaben in der Reinigung
Unsere Beschäftigten aus der Reinigung sind täglich im Einsatz. Darüber hinaus befinden sich von April bis Oktober an den Wochenenden bis zu 200 Mitarbeitende in Rufbereitschaft. Wir reinigen in ganz Hamburg über 7.800 Kilometer Fahrbahnen, etwa 3.300 Kilometer Geh- und rund 200 Kilometer Fahrradwege sowie 32 Quadratkilometer öffentliche Grünflächen. Auch die Leerung, Neuaufstellung und Instandsetzung von mehr als 20.000 öffentlichen Papierkörben zählen zu unserem Aufgabenbereich. 1.900 davon wurden allein im Berichtsjahr im öffentlichen Raum, in Park- und Grünanlagen sowie an Bushaltestellen zusätzlich aufgestellt. Weiterhin übernehmen wir die Entfernung wilder Müllablagerungen und die Bearbeitung von Verschmutzungsmeldungen.
Im Jahr 2021 erhielten wir insgesamt mehr als 116.000 Verschmutzungsmeldungen, was einen leichten Anstieg gegenüber dem Vorjahr (2020: 112.000) darstellt. Grund dafür ist die weiterhin aktive Beteiligung der Bürger:innen über die SRH-App, über die auch 2021 mit rund 170 Hinweisen täglich über die Hälfte der Meldungen einging. Denn die App-Funktion „Müllecke melden“ macht es möglich, Verschmutzungen ganz einfach per Foto mitzuteilen. Eine Bilderkennungssoftware ordnet dann die Meldung einer Verschmutzungsart zu. Überfüllte Papierkörbe, Fahrradwracks oder auch abgestellte Einkaufswagen können automatisch erkannt werden. Seit 2021 gehören dazu auch Hausmüll und Graffiti. Anschließend werden die zuständigen Reinigungsteams elektronisch informiert und die Verschmutzung kann in kurzer Zeit beseitigt werden. Im Berichtsjahr konnten wir dies bei knapp 95 Prozent der Meldungen innerhalb von drei Arbeitstagen erledigen.
Jenseits der Meldungen der Bürger:innen kontrollieren wir auch selbst, dass Hamburg sauber bleibt. So machen etwa 30 WasteWatcher⁺ Müllsünder:innen auf ihr Fehlverhalten aufmerksam und leiten entsprechende Ordnungswidrigkeitsverfahren ein. Wir wollen Verschmutzungen aber nicht nur ahnden, sondern auch dafür sorgen, dass sie gar nicht erst entstehen. Vor diesem Hintergrund haben wir 2021 das sogenannte „Clean Schnack“ Format ins Leben gerufen – eine gemeinsame Aktion der SRH, der Behörde für Umwelt, Klima, Energie und Agrarwirtschaft (BUKEA), der zuständigen Bezirksämter und der Polizei Hamburg. Hierbei werben unsere WasteWatcher⁺ bei den Besucher:innen von Park- und Grünanlagen im direkten Austausch aktiv für die Sauberkeit der Anlagen und verteilen Informationsblätter, Müllsäcke und Taschenaschenbecher. Mitarbeitende der Reinigung sorgen zudem währenddessen für die Sauberkeit vor Ort. 2021 fand die Aktion „Clean Schnack“ an drei Terminen an jeweils drei Orten parallel statt. Das Format soll als eigene Marke auch 2022 fortgeführt werden.
Im Auftrag von Behörden, Ämtern und Unternehmen übernehmen wir auch zusätzliche Aufgaben wie beispielsweise die Reinigung der Wallanlagen und des Botanischen Gartens in der Parkanlage Planten un Blomen.
Ab April 2022 ist die SRH für die Schilderreinigung in ganz Hamburg als neue hoheitliche Aufgabe zuständig.
Im Rahmen der Steuerungsverantwortung kümmert sich die SRH auch um die Graffiti-Entfernung an Stadtmobiliar. Verschmutzungen außerhalb unserer eigentlichen Zuständigkeit leiten wir an die jeweiligen Verantwortlichen weiter. Werden sie dennoch nicht beseitigt, können wir dies mittels Ersatzvornahme als kostenpflichtige Leistung übernehmen.
Im Einsatz für einen sauberen Elbstrand
Seit Anfang 2021 ist die SRH für die Reinigung des Elbstrandes zuständig. Der prestigeträchtige, rund zwölf Kilometer lange Strand erstreckt sich vom Museumshafen Övelgönne bis zur Stadtgrenze Wedel auf einer Fläche von rund 336.000 Quadratmetern. Dort reinigen wir sowohl den Strand als auch die anliegenden Grün- und Steinflächen. Dazu gehören unter anderem die Leerung und Instandhaltung von Papierkörben und Grillkohlebehältern sowie das Einsammeln von Müll und die regelmäßige Reinigung des Sandes. Dafür steht dem Reinigungsteam ein besonderer Fuhrpark zur Verfügung. Anstelle von Müllwagen und Kehrmaschinen kommen Beachbuggys, Trecker und Beachcleaner zum Einsatz.
Reinigung der Fahrradwege
Auch Radwege müssen gereinigt, im Herbst von Laub befreit und im Winter gestreut werden. 2020 starteten wir ein Pilotprojekt, bei dem wir ausgewählte Fahrradwege auf Fahrbahnen mit einem hohen Baumbestand im Herbst zweimal wöchentlich zusätzlich reinigten. Aufgrund der positiven Resonanz in der Bevölkerung haben wir das Projekt im Berichtsjahr fortgeführt und nochmals deutlich erweitert. So setzten wir unter anderem mehr Kehrmaschinen ein und weiteten die Strecke von 32 Kilometern auf nunmehr 227 Kilometer aus. Insgesamt sammelten wir dabei im Herbst rund 1.400 Tonnen Laub ein und ermöglichten so den Radfahrende eine sichere und ganzjährige Fahrt.
das entspricht
Öffentliche Toiletten – zunehmend barrierefrei und genderneutral
Im Auftrag der Freien und Hansestadt Hamburg sind wir gemeinsam mit unserem Tochterunternehmen STR für den Neubau, den Betrieb und die Unterhaltung von 134 öffentlichen Toiletten im Stadtgebiet zuständig. Im Rahmen unserer Zuständigkeit haben wir 2021 zudem insgesamt 16 Anlagen saniert, davon vier in der Innenstadt. Dafür hat die BUKEA etwa 744.000 Euro investiert.
Bei unseren Neubauten setzen wir auf hochmoderne Automatiktoiletten. Insgesamt sind bereits elf dieser Hightech-Toiletten in Betrieb, die über selbstreinigende Sitzbrillen verfügen, berührungsarm bedient und bargeldlos bezahlt werden können. Die Räume sind zusätzlich mit Wickeltischen, Ladestationen für E-Bikes und Druckluftspendern für Fahrradreifen ausgestattet. Außerdem haben sich bei Neubauten unsere sogenannten niedrigschwelligen Toiletten etabliert. Niedrigschwellig bedeutet in diesem Zusammenhang, dass diese nicht personalbetreuten Toiletten kostenfrei und damit leicht zugänglich sind. Außerdem sind sie vandalismussicher konzipiert und bieten aufgrund sogenannter Saloontüren keine Aufenthaltsqualität, wodurch Fehlnutzungen vermieden werden. Diese Eigenschaften machen sie immer beliebter. Seit der Übernahme der Zuständigkeit im Jahr 2017 wurden die Hightech-WCs und die neuen niedrigschwelligen Toiletten von fast 3,5 Millionen Menschen genutzt. Zuletzt setzen wir bei Neubauten außerdem auf sogenannte Kiosk-WCs – also die Kombination von Kiosk und öffentlicher Toilette. Für deren Betrieb sind die Kioskbetreiber:innen zuständig.
Sowohl die niedrigschwelligen Toiletten als auch die WC-Kabinen der Automatiktoiletten sind geschlechterneutral gestaltet, wodurch wir einen Schwerpunkt unserer Arbeit in die Praxis umsetzen. Auch bei Sanierungen achten wir stets darauf, die Anlagen so umzurüsten, dass sie sowohl genderneutral sind als auch kulturelle Unterschiede berücksichtigen. Momentan betreiben wir insgesamt 70 genderneutrale Toiletten, unter anderem an vielen Spielplätzen im Stadtgebiet, sodass Väter und Töchter oder Mütter und Söhne sie gemeinsam nutzen können. Als weiteren Schwerpunkt arbeiten wir an der Barrierefreiheit der Toiletten. Allerdings ist ein entsprechender Umbau aufgrund der Lage, der Umgebung oder der Vorgaben des Denkmalschutzes nicht immer möglich. Während unsere neuen Automatiktoiletten grundsätzlich barrierefrei sind, liegt der Anteil bei unseren neu gebauten Toiletten und solchen in Altbauten, bei denen es durch entsprechende Umbaumaßnahmen möglich ist, derzeit bei 56 Prozent.
Im Berichtsjahr haben wir an vier weiteren Standorten eine bessere und einheitlichere Beschilderung angebracht. Sie ist für sehbehinderte Menschen geeignet und durch Piktogramme auch ohne Deutschkenntnisse verständlich. Darüber hinaus schließen wir 2022 in der Toilette „Rosenhof” in Planten un Blomen die Umbauten zur Toilette für Alle ab. Am zentral gelegenen Gerhart-Hauptmann-Platz beginnen voraussichtlich im Jahr 2022 die Umbauarbeiten und die Umsetzung einer weiteren „Toilette für Alle”. Dieser Standard ermöglicht auch Menschen mit schweren und mehrfachen Behinderungen die Nutzung öffentlicher Toiletten und wird erstmalig in der Hansestadt Hamburg umgesetzt.
Als zusätzlichen Service bietet die SRH Trinkwasserspender nicht mehr nur an den Automatiktoiletten an, sondern prüft auch im Rahmen von Neubauten und Sanierungen, ob Trinkwasserspender baulich umsetzbar und sinnvoll sind. Seit 2021 sind auch unsere niedrigschwelligen Toiletten mit Trinkwasserspendern ausgestattet. Auf diese Weise konnten wir die Anzahl der Trinkwasserspender im Berichtsjahr von elf auf 21 erhöhen. Weitere neun sollen im Jahr 2022 folgen.
SRH Konzern | |||
---|---|---|---|
2019 |
2020 |
2021 |
|
Gesamtstrecke zu reinigender Fahrbahnen (in km) |
7.763 |
7.783 |
7.829 |
Gesamtstrecke zu reinigender Gehwege (in km) |
3.254 |
3.266 |
3.267 |
Anzahl zu reinigender Grünflächen (inkl. Spielplätze) |
3.042 |
3.007 |
3.052 |
Gesamtzahl zu leerender Papierkörbe |
18.069 |
18.765 |
20.164 |
Anzahl öffentlicher Toiletten in der Zuständigkeit der SRH |
131 |
132 |
134 |
Winterdienst rund um die Uhr
Wir halten die Straßen Hamburgs frei von Schnee und Eis. Zu unseren Pflichten in der Verkehrssicherung gehört der Winterdienst auf verkehrswichtigen Straßen und Gehwegen ohne Anlieger:innen, auf ausgewählten Radwegen, an Bushaltestellen und auf belebten Fußgängerüberwegen. Damit wir bei Wintereinbrüchen sofort zur Stelle sind, ist unsere Winterdienstzentrale von Mitte Oktober bis Mitte April rund um die Uhr besetzt.
Um den zunehmenden Radverkehr im Winterdienst adäquat mit zu berücksichtigen, haben wir das Winterdienstnetz dafür vergrößert und optimiert. Zudem werden alle Radstrecken im Einsatz fortan grundsätzlich früher und zweimal bearbeitet. Durch die doppelte Bearbeitung der Strecken pro Einsatz erzielen wir deutlich bessere Ergebnisse.
In der Saison 2021/2022 kam unser Winterdienst neben vielen Einzeleinsätzen bei neun Streuvolleinsätzen zum Einsatz. Räumeinsätze auf Hamburgs Straßen waren nicht nötig. Auf den Fahrradwegen waren sechs und an den Bushaltestellen, auf Geh- und Überwegen zwei Großeinsätze erforderlich. Im Vergleich zum Winter der letzten Saison wurde weniger Streumittel eingesetzt: So verbrauchte die SRH 3.600 Tonnen Salz (2020/2021: 7.400 t) und 700 Tonnen abstumpfende Streustoffe wie zum Beispiel Kies (2020/2021: 2.900 t). Im Rahmen des Forschungsvorhabens E-WIN testen wir alternative Streustoffe für Radwege.
Wissensvermittlung
Zu einer nachhaltigen Abfallwirtschaft und einer gepflegten Stadt können alle Hamburger:innen einen Beitrag leisten. Deshalb fördern wir das Wissen über Abfallvermeidung, Wiederverwendung und die richtige Abfalltrennung. Aufgrund unseres Fachwissens sind wir die wichtigste Anlaufstelle in Hamburg für alle Fragen rund um Abfallentsorgung und -verwertung. Dies nutzen wir, um in unseren Bildungsangeboten und in unserem Netzwerk für einen nachhaltigen Umgang mit Ressourcen, Energien und Abfall zu werben und ein Gefühl der Mitverantwortung für die Stadtsauberkeit zu wecken.
Bewusstseinsbildung – digital wie analog
Die Bewusstseinsbildung für abfallwirtschaftliche Themen ist Teil unserer strategischen Ausrichtung. Unter der Maxime „Der beste Müll ist der, der gar nicht erst entsteht“ pflegt die SRH eine intensive Zusammenarbeit mit Schulen, Institutionen und außerschulischen Bildungsorten, um das Verständnis von Schüler:innen, anderen Kindern und Erwachsenen für die Bedeutung der Entsorgungsabläufe zu fördern und sie für richtiges Verhalten im Umgang mit Abfällen zu sensibilisieren.
Um dieses Bewusstsein in der Bevölkerung zu schärfen, haben wir zahlreiche analoge und digitale Kampagnen sowie Informations- und Bildungsangebote ins Leben gerufen. Darin informieren wir über die vielfältigen Aspekte der Abfallwirtschaft: Von der Abfallentstehung über die richtige Trennung, Recycling und Stadtsauberkeit bis hin zu Zero Waste.
Im Berichtsjahr haben wir uns aufgrund der Corona-Pandemie vor allem auf die Digitalisierung unserer Angebote konzentriert. Beispielsweise veröffentlichten wir wie im Vorjahr in regelmäßigen Abständen Tipps zu einem nachhaltigeren Lebensstil oder zum richtigen Umgang mit Abfällen über unsere Social-Media-Kanäle. In unserem Podcast „Saubere Sache!“ geben unsere Mitarbeitenden Einblicke in ihre Arbeit, aktuelle Entwicklungen und Herausforderungen. Durch unsere digitalen Angebote können wir mehr Menschen auf einmal erreichen. Gleichzeitig haben wir auch unsere analogen Formate wie Clean Schnack, bei dem wir im direkten Gespräch für mehr Sauberkeit in Hamburgs Parks werben, weitergeführt.
Umweltbildung an Schulen und Kitas
In der Umweltbildung sehen wir den Schlüssel für langfristig wirksame Veränderungen in der Bevölkerung im Umgang mit Ressourcen und Abfall. Besonderen Fokus legen wir auf die Bildung von Kindern und Jugendlichen. An Grundschulen bieten wir deshalb seit Jahren verschiedene Lerneinheiten an. Diese haben zum Ziel, dass sich Kinder mit den Folgen ihres Handelns im Zusammenhang mit der Verursachung von Müll auseinandersetzen. Je nach Altersgruppe beinhalten die Lerneinheiten verschiedene spielerische Herangehensweisen und Methoden wie Lern- und Planspiele, Diskussionen und Videos. Dadurch werden komplexe Sachverhalte interessant aufgearbeitet, alltagstauglich erklärt und die Kinder dabei aktiv eingebunden.
Um auch den Kleinsten den richtigen Umgang mit Abfall beizubringen, sind wir mit unserem „Kunterbunten Müllmobil“ an Kitas unterwegs. Anhand eines von Kindern bemalten Drehtrommelfahrzeugs erklären wir, wie ein Müllauto funktioniert und welche Aufgaben wir bei der SRH übernehmen. Mit diesem Format und den Lerneinheiten an Grundschulen wurden 2021 trotz pandemischer Einschränkungen rund 2.500 Kinder erreicht. Darüber hinaus stellen wir Lehrkräften weiterhin kostenlose Unterrichtsmaterialien, etwa zu Ressourcenschutz und Kreislaufwirtschaft, zur Verfügung und beraten sie gegebenenfalls.
„E-Waste Race“: Mit Elektroschrott gewinnen
2021 unterstützte die SRH als Logistikpartnerin den Hamburger Schulwettbewerb „E-Waste Race“. Für Schüler:innen von insgesamt zehn Hamburger Schulen ging es dabei darum, über vier Wochen in der Nachbarschaft so viele ausgediente elektrische und elektronische Geräte wie möglich zu sammeln. Insgesamt wurden über 17.500 Geräte gesammelt, knapp 4.000 davon von der Bugenhagenschule, die damit als Siegerin hervorging. Als Preis ging es für die Schüler:innen im Rahmen eines Schulausflugs zum Universum Science Center in Bremen. Neben dem reinen Sammeln setzten sich die Kinder und Jugendlichen aktiv mit dem Recycling von Elektroschrott und den damit verbundenen Umweltaspekten auseinander. Die Idee des „E-Waste Race“ wird auch über die Stadtgrenzen hinaus gewürdigt: So gewann das Projekt 2021 den Circular Award Public Netherlands.
Der Energieberg: Spitze der Wissensvermittlung
Im Zentrum unserer Wissensvermittlung steht der Energieberg Georgswerder. Seinen Namen verdankt er der Photovoltaik- und den Windkraftanlagen auf dem Gelände, die rund 4.000 Zwei-Personen-Haushalte mit Strom aus regenerativer Energie versorgen können. Damit hat sich der Ort von einer ehemaligen Haus- und Sondermülldeponie zu einem Vorzeigeprojekt nachhaltiger Stadtentwicklung entwickelt. Aufgrund des weiterhin im Berg befindlichen giftigen Dioxins wird es ganzjährig überwacht.
Auf einem rund 900 Meter langen, barrierefreien Horizontweg können Besucher:innen den Energieberg überblicken. Im Informationszentrum und in den Ausstellungsräumen auf dem Gelände zeigen wir die Wandlung des Bergs. Führungen, Seminare, Ausstellungen, Filme und Veranstaltungen informieren über die Geschichte dieses Ortes sowie über die Wege des Hamburger Abfalls, Umweltschutz, erneuerbare Energien und Ressourcenschonung.
Diese Themen waren auch 2021 Gegenstand einer Reihe von Veranstaltungen für Kinder, Jugendliche und Familien. Im Rahmen der Formate „Klimawoche” und „Wetter.Wasser.Waterkant” waren Schulklassen eingeladen, sich auf spielerische Weise mit dem Lernort und seiner Bedeutung auseinanderzusetzen. In den Ferien konnten Schulkinder das Gelände mit einer digitalen Schnitzeljagd per App auf eigene Faust erkunden. Die App enthält zahlreiche Elemente wie Quizfragen oder Foto-Aufgaben und vermittelt wissenswerte Informationen auf interaktive und kreative Weise. 2022 wird sie um eine Audioführung für Erwachsene erweitert. Weiterhin beteiligten wir uns 2021 mit naturkundlichen Führungen am „Langen Tag der Stadtnatur Hamburg” und boten Jugendlichen und Erwachsenen Nachtöffnungen an. Der „Maus-Türöffner-Tag” gab auch den Kleinsten die Möglichkeit, Themen rund um Abfall, Entsorgung und Verwertung kennenzulernen.
Im Berichtsjahr konnte der Energieberg pandemiebedingt nur mit Einschränkungen und unter besonderen Sicherheitsvorkehrungen betrieben werden. Dennoch konnten wir 2021 insgesamt über 8.200 Besucher:innen begrüßen.
Der „Elektrotag“ auf dem Energieberg
Bei der SRH verbinden wir Klimaschutz mit dem Einsatz innovativer und umweltfreundlicher Technologien. Wie dies in der Praxis aussieht, zeigten wir Kindern und Jugendlichen beim „Elektrotag“. Im Austausch mit unseren Fahrer:innen und anderen Mitarbeitenden präsentierten wir ihnen unseren Elektrofuhrpark und vermittelten Wissenswertes zu den Themen Klimawandel, Abfallentsorgung und Elektro- und Hybridmobilität. Auf diese Weise machten wir das Thema Klimaschutz erlebbarer.
Einbindung der Hamburger:innen
Alle Bürger:innen können dazu beitragen, dass Hamburg sauber und gepflegt bleibt. Bei der SRH versuchen wir, mit einfachen Lösungen die Voraussetzungen dafür zu schaffen. Dazu gehört beispielsweise unsere SRH-App, mit der Verschmutzungen jederzeit und überall per Smartphone an uns gemeldet werden können.
Des Weiteren organisieren wir mit „Hamburg räumt auf!” jedes Jahr Deutschlands größte Stadtputzaktion. 2021 konnte diese pandemiebedingt nicht wie in den Vorjahren im Frühjahr stattfinden, sondern wurde wie bereits 2020 zum „Herbstputz“. Vom 10. bis 19. September sammelten mehr als 47.000 Freiwillige in knapp 900 Initiativen rund 90 Tonnen Müll. Damit konnte die Aktion unter Einhaltung der nötigen Corona-Auflagen trotz der schwierigen Situation wieder in großem Umfang stattfinden.
Unsere App „Zero Waste Map“ unterstützt Bürger:innen dabei, Cafés, Lokale, Secondhand-Läden, Repair-Cafés oder andere Geschäfte, die beim Vermeiden von Abfall helfen, in unmittelbarer Nähe zu finden. Um eine möglichst vollständige Übersicht zu bieten, können die Nutzer:innen auch selbst abfallarme Angebote eintragen.
das entspricht
Müllvermeidung und -trennung in Wohngebieten fördern
Seit 2019 führten wir in der Großwohnsiedlung am Osdorfer Born in Kooperation mit der Hamburger Wohnungsbaugesellschaft SAGA-Unternehmensgruppe und ihrer Tochterfirma ProQuartier (Quartiersentwicklung) das Projekt „wiedergeBORN“ durch. Als Teil der Forschungsprojekte REPAiR und FORCE verfolgte es das Ziel, die Bewohner:innen für Müllvermeidung und -trennung sowie Sauberkeit zu sensibilisieren. Auf diese Weise trugen wir zur Aufwertung des gesamten Quartiers bei. Das Projekt endete im Februar 2021 mit einer Abschlussveranstaltung und einer Bewohnerbefragung.
Während des Projekts berieten wir dort rund 1.000 Haushalte und boten Workshops in Kitas und Schulen zum Plastikrecycling und zur Kompostierung von Bioabfällen an. Zusätzlich führten wir Aufklärungsveranstaltungen durch und testeten, ob anders gekennzeichnete Tonnen zu einer besseren Mülltrennung, spielerische Ansätze zur Sammlung von Zigarettenstummeln und mit bunten Müllmonstern bemalte Papierkörbe zu mehr Stadtsauberkeit führen. Knapp 1.400 kleine Biomülleimer und 50.000 Biotüten wurden zusammen mit Infomaterial an die Haushalte verteilt. Gepaart mit einem belohnenden Format, den Biotrennwochen, konnten die Bewohner:innen zu einer besseren Bioabfalltrennung bewegt werden. Das führte zu einem Anstieg der gesammelten Mengen und weniger Fehlwürfen. Aus dem Projekt „wiedergeBORN“ haben wir Handlungsempfehlungen als Grundlage für weitere Projekte abgeleitet. Die Erkenntnisse insbesondere zur Standplatzbeschilderung und Gestaltung sind bereits in die tägliche Kundenberatung bei Großwohnsiedlungen eingeflossen.
Seit 2017 führen wir auch in Flüchtlingsunterkünften Schulungen zur korrekten Mülltrennung durch. Hierfür arbeiten wir zusätzlich mit Piktogrammen, um Sprachbarrieren zu überwinden. Mit Informationsmaterial in bis zu sieben verschiedenen Sprachen möchten wir möglichst viele Einwohner:innen Hamburgs erreichen. Im Berichtsjahr konnten wir insgesamt drei Schulungen des größten Betreibers „Fördern und Wohnen“ im Rahmen der Klimawoche durchführen, die sich explizit an Standortleiter:innen der Flüchtlingsunterkünfte richteten.
Internationaler Wissenstransfer und Austausch
Auch wenn sich unser Zuständigkeitsbereich auf die Metropolregion Hamburg beschränkt, sind wir uns unserer globalen Verantwortung bewusst. Um auf nationaler, europäischer und globaler Ebene zu einer nachhaltigeren Abfallwirtschaft beizutragen, engagieren wir uns auch über die Stadtgrenzen hinaus und fördern den Austausch.
Beispielsweise berät die SRH seit vielen Jahren Hamburgs Partnerstadt Dar es Salaam (Tansania) in abfallwirtschaftlichen Fragestellungen. Zu der Partnerschaft gehört außerdem der Bau einer Kompostierungsanlage, den wir gemeinsam mit der Senatskanzlei und der BUKEA unterstützt haben. Im Februar 2021 konnte die Anlage in Betrieb genommen werden. Künftig soll sie bis zu 18.000 Tonnen Bioabfall pro Jahr zu hochwertigem Kompost verarbeiten können, statt diesen zu deponieren. Davon profitieren neben der Umwelt auch lokale Landwirt:innen, da sie den Kompost für die Bewirtschaftung ihrer Felder nutzen können. Die Inbetriebnahme haben wir zudem mit der Spende eines Lkw mit Anhänger verbunden. Noch voraussichtlich bis 2023 werden wir dem Betreiber der Anlage zudem beratend zur Seite stehen.
Im Mittleren Osten und Nordafrika beteiligen wir uns mit dem Hamburg Institute for Innovation, Climate Protection and Circular Economy (HiiCCE) als Projektpartner außerdem am Bildungsnetzwerk German MENA University Network. Im Mittelpunkt steht dabei ein mit vier Partneruniversitäten aufgesetztes Online-Lehrprogramm, das seit 2021 Entscheidungsträger:innen, öffentliche Stellen sowie Studierende in den Themen Abfallmanagement und Kreislaufwirtschaft schult. Damit tragen wir in der Region dazu bei, relevantes Wissen über den strukturellen Umgang mit Abfällen aufzubauen.
Innovative Geschäftsfeldentwicklung
In Anbetracht des rasanten Wandels der heutigen Zeit erforschen, entwickeln, testen und nutzen wir kontinuierlich Technologie- und Prozessinnovationen, die zu mehr Effizienz, Kundenorientierung und Nachhaltigkeit führen. Ein Schwerpunkt liegt auf dem Thema Kreislaufwirtschaft, das unmittelbar mit unserem Kerngeschäft als Ent- und Versorgungsträgerin verknüpft ist. Unser Wissen zu Kreislauf- und Abfallwirtschaft geben wir zudem im Rahmen internationaler Projekte weiter. Mit innovativen Forschungsvorhaben bringen wir unsere Expertise außerdem in der nachhaltigeren Gestaltung anderer Sektoren wie Energie oder Baugewerbe ein. Auf diese Weise versuchen wir, neue Geschäftsfelder aufzudecken und Maßnahmen zu entwickeln, mit denen wir uns für die Zukunft breit aufstellen können.
Zusammenarbeit für die Kreislaufwirtschaft
Die SRH sieht in der Kreislaufwirtschaft eine Schlüsselrolle, um Ressourcen und Klima wirksam zu schützen. Deshalb setzen wir darauf einen besonderen Fokus unseres Engagements: Gemeinsam mit verschiedenen Partner:innen entwickeln wir neue Lösungen und fördern den Wissenstransfer. Für diesen Zweck haben wir mit der Technischen Universität Hamburg (TUHH) einen umfangreichen Kooperationsvertrag zur Kreislauf- und Ressourcenwirtschaft, der unter anderem Forschung, Entwicklung und Lehre umfasst.
Außerdem erhielt unsere Tochtergesellschaft JOMA Umwelt-Beratungsgesellschaft die Anerkennung als An-Institut von der TUHH und firmiert seitdem als HiiCCE. Seit Mitte 2021 führt das Institut die Kompetenzen der Stadtreinigung Hamburg und der Arbeitsgruppe Sustainable Resource and Waste Management der Technischen Universität Hamburg unter einem Dach zusammen. In dieser Konstellation bietet das HiiCCE vielseitige Problemlösungen zu abfallwirtschaftlichen Themen für Kommunen, Unternehmen, Wirtschaftsvereinigungen und Nichtregierungsorganisationen, aber auch für Länderregierungen und internationale Organisationen. Dabei agiert es derzeit noch vermehrt im (nord-)deutschen Raum, perspektivisch aber auch auf nationaler und internationaler Ebene.
In einem Zusammenschluss mit dem Umweltdienstleister Veolia, dem Konsumgüterhersteller Unilever, der Drogeriemarktkette BUDNI und der TUHH haben wir gezeigt, dass ein regionaler Recyclingkreislauf funktioniert: Gemeinsam haben wir eine Waschmittelflasche entwickelt, die zu 100 Prozent aus recyceltem Kunststoff aus der gelben Hamburger Wertstofftonne bzw. dem gelben Sack besteht. Gleichzeitig haben wir im Berichtsjahr die Planungen für ein Nachfolgeprojekt im Jahr 2022 weiter vorangetrieben.
Aufwerten statt Verwerten: Upcycling-Projekt von Secondhand-Kleidung
Stilbruch gibt aussortierten Gegenständen ein zweites Leben – nicht nur zur privaten Nutzung, sondern auch zu Lehrzwecken. So stellt unser Gebrauchtwarenkaufhaus Studierenden der Hochschule für Angewandte Wissenschaften in Hamburg (HAW) im Rahmen des Design- und Fotografiekurses „Modeverwertungsverfahren“ diverse Materialien im Bereich der Alttextilien zur Verfügung. Diese werden von den Teilnehmenden in neue, künstlerische Kleidungsstücke verwandelt und anschließend fotografisch in Szene gesetzt. Der Kurs dient außerdem dazu, sich mit der Problematik rund um Fast Fashion und mit der Verwertung und Recyclingfähigkeit von Textilien auseinanderzusetzen.
Unterstützung von Forschungsvorhaben
Im Projekt E-WIN testen wir gemeinsam mit dem HiiCCE und weiteren Partner:innen derzeit alternative Streustoffe, um das Radfahren auch im Winter attraktiver und sicherer zu gestalten. Damit unterstützen wir Hamburgs Anspruch als Fahrradmetropole. Statt Kies wurden auf zwei unterschiedlichen Teststrecken alternative Taumittel wie Kaliumacetat oder Natriumformiat aufgebracht und dabei die Umweltverträglichkeit, die Tauwirkung und das Sicherheitsempfinden der Radfahrenden untersucht. Mit der Öffentlichkeitskampagne #hamburgtautauf riefen wir die Hamburger:innen zudem dazu auf, die Teststrecken zu nutzen und sich anschließend an einer Befragung zu beteiligen. Der Test wurde im November 2021 auf den öffentlichen Raum erweitert.
Außerdem ist die SRH Partnerin des Verbundvorhabens Norddeutsches Reallabor (NRL), das im Rahmen des Ideenwettbewerbs des Förderprogrammes „Reallabore der Energiewende“ ausgewählt wurde. Im Zuge des Projekts wird am Standort des Biogas- und Kompostwerks Bützberg eine Elektrolyse nachgerüstet, wodurch grüner Wasserstoff aus regenerativem Überschussstrom erzeugt werden soll. Der Wasserstoff wird in den Vergärungsprozess eingebracht, um zusätzliches Methan zu erzeugen und letztendlich die Biogasqualität zu erhöhen.
Neu gestartet ist im Jahr 2021 das Projekt BAUSEP, an dem sich die SRH gemeinsam mit weiteren Partner:innen beteiligt. Ziel des Forschungsvorhabens ist es, Recyclingrohstoffe aus Müllverbrennungsaschen und Schlacke zu erschließen und sie bei der Herstellung verschiedener Bauprodukte wie Pflastersteine und Kanalsegmente einzusetzen. Vermeintliche Abfälle werden damit als Baustoffe genutzt und natürliche Ressourcen geschont.
Um die Qualität des Komposts weiter zu verbessern, beteiligt sich die SRH an dem Forschungsvorhaben SOILCOM. In dem durch den Europäischen Fonds für regionale Entwicklung geförderten Projekt beschäftigen wir uns mit der Frage, wie Kompost die Bodenqualität verbessern kann. Ziel ist es, Kompost zu entwickeln, der den Nährstoffgehalt wie auch die Wasser- und Kohlenstoffspeicherkapazitäten der Böden erhöht und speziell für den Zierpflanzen- und Gemüseanbau geeignet ist.
Ausgezeichnet innovativ
Auch 2021 wurde die SRH wieder mehrfach für ihre besonderen Leistungen ausgezeichnet. So erhielten wir mit dem Projekt „Erweiterte Wärmenutzung“ an der MVB den „German Renewables Award 2021“ in der Kategorie „Projekt des Jahres“. Für die Entwicklung einer Waschmittelflasche aus 100 Prozent Post-Consumer-Rezyklat (PCR) nahm die SRH stellvertretend als eine Partnerin von Hamburgs Wertstoff Innovative den „ZfK-NachhaltigkeitsAWARD 2021“ entgegen. Diese Auszeichnungen stellen unsere Innovationskraft unter Beweis.